Friedrich von Praun


Friedrich von Praun stammte aus einer kaisertreuen Nürnberger Patrizierfamilie. Sein Vater war Jurist und arbeitete als Oberamtsrichter. Die Mutter pflegte eine tiefe Religiosität und engagierte sich sozialdiakonisch für die Innere Mission. Die ersten Lebensjahre wuchs von Praun in seinem Geburtsort Hersbruck auf, besuchte dann das Nürnberger Melanchthon-Gymnasium und legte 1908 in Erlangen das Abitur ab. Entsprechend der Familientradition studierte er anschließend Jura, seine eigentliche Leidenschaft galt aber anderen Fächern, vor allem der Kunst.


Nach dem juristischen Staatsexamen 1912 begann von Praun in Nürnberg die praktische juristische Ausbildung. Sie wurde im Ersten Weltkrieg durch die Einberufung zum Kriegsdienst unterbrochen, den er bis Sommer 1918 in der kriegswirtschaftlichen Abteilung im Berliner Kriegsministerium ableistete. 1919 schloss er seine Ausbildung mit der Staatsprüfung für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst ab und erhielt 1920 die Zulassung als Anwalt beim Landgericht Nürnberg.


Noch im selben Jahr trat er in den Dienst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, zunächst als Assessor, dann als Kirchenamtmann und später als Oberkirchenamtmann bei der Münchner Kirchenleitung. Er wirkte an der Gründung des Landeskirchlichen Archivs in Nürnberg mit, war in den Bau des Dienstgebäudes des Landeskirchenrats in München involviert und führte bei den Sitzungen des Landeskirchenrats Protokoll. Hier kam von Praun mit den führenden Persönlichkeiten der Landeskirche in Kontakt und erhielt tiefe Einblicke in die Entscheidungsprozesse der Kirchenleitung. 1930 wurde er Vorstand der Landeskirchenstelle in Ansbach und 1936 deren Direktor.


1920 heiratete von Praun Irene Freiin von Seckendorff-Gutend (1888–1975), die wie er selbst aus einer adeligen Juristenfamilie stammte. Mit der Heirat bekam er einen Anteil an Schloss und Gut Unterdeufstetten, dem Stammsitz der Familie seiner Frau, und übernahm neben seiner kirchlichen Tätigkeit die Verwaltung des Gutes. Mit der Kirchengemeinde Unterdeufstetten war von Praun stark verbunden und wurde Mitglied in deren Kirchengemeinderat. Zudem engagierte er sich ab 1922 im karitativ tätigen Johanniterorden, wurde 1927 zum Rechtsritter geschlagen und übernahm 1932 eine Leistungsposition im Orden.


Politisch war von Praun während der Weimarer Republik monarchistisch und deutschnational eingestellt. Vermutlich sympathisierte er zeitweise mit völkischen Kräften, bis er sich in der Endphase der Weimarer Republik klar gegen eine völkische Religiosität positionierte, weil sie die „arische Rasse" verabsolutierte und das Christentum beseitigen wollte.


Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erwarb sich von Praun beim Regime schnell den Ruf eines NS-Gegners, weil er das Zeigen von NS-Symbolen wie den sog. Deutschen Gruß verweigerte, vor allem aber deswegen, weil er sich im sog. Kirchenkampf 1934 auf die Seite der Bekennenden Kirche stellte und entschieden der Gleichschaltung der bayerischen Landeskirche widersetzte. Zudem initiierte er einen Protest gegen die Judenverfolgung.


Sein NS-kritisches Verhalten in den ersten beiden Jahren der NS-Herrschaft führte zu gefährlichen Denunziationen bei Staats- und Parteistellen, die aber zunächst noch folgenlos blieben. Nach 1934 hielt er sich dann – wohl aufgrund einer Ermahnung von Landesbischof Hans Meiser (1881–1956), mit dem er ansonsten loyal zusammenarbeitete – mit politisch brisanten Äußerungen und Verhaltensweisen zurück.


Zum Verhängnis wurde von Praun 1943 die Denunziation einer jungen SD-Mitarbeiterin, die ihn beim SD und der Gestapo bezichtigte, sich abfällig über NS-Größen geäußert und den „Endsieg“ in Frage gestellt zu haben. Er wurde verhaftet, ins Gerichtsgefängnis Nürnberg überführt, monatelang in Haft gehalten und wegen Verstoß gegen das Heimtückegesetz angeklagt.


Das Verfahren vor dem Sondergericht Nürnberg im April 1944 zielte dann jedoch darauf ab, ihn wegen Wehrkraftzersetzung zu belangen, worauf die Todesstrafe stand. Als das Gericht entschied, den Fall an den Volksgerichtshof zu überweisen, geriet von Praun angesichts einer drohenden Hinrichtung in tiefe Verzweiflung. Zwei Wochen später wurde er tot in seiner Zelle aufgefunden. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt.


Obwohl von Praun als Opfer des NS-Terrorregimes starb, geriet er schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit. Erst in der jüngsten Vergangenheit machte ihn die bayerische Landeskirche zum Gegenstand ehrenden Gedenkens.


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