Lothar Kreyssig


Lothar Kreyssig wurde in einer protestantischen Unternehmerfamilie geboren. Von 1919 bis 1922 studierte er Jura in Leipzig. Ab 1926 war Kreyssig Landgerichtsrat in Chemnitz. Um 1928 wandte er sich dem christlichen Glauben zu. 1931 gründete er eine „Notgemeinschaft für Arbeitslose“. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 kam Kreyssig in offenen Widerspruch zur NS-Justiz. Bereits 1933 sollte er inhaftiert und 1935 aus dem Richteramt entfernt werden. 1934 trat er der Bekennenden Kirche bei und wurde Präses der Evangelisch-Lutherischen Bekenntnissynode Sachsens.


Mit dem Erwerb eines landwirtschaftlichen Betriebes in Hohenferchesar wechselte Kreyssig 1937 als Vormundschaftsrichter an das Amtsgericht Brandenburg/Havel. Der Hof wurde als ökologisch orientierte Nebenerwerbslandwirtschaft geführt und verringerte den politischen Druck. Kreyssig nahm als Mitglied des Bruderrates der Bekennenden Kirche der Altpreußischen Union an mehreren Reichsbekenntnissynoden teil. Er wirkte als Laienprediger und setzte sich gegen das nationalsozialistische Kirchenregime ein. So im April 1939 in der St. Gotthardt-Kirche zu Brandenburg/Havel. Als Vormundschafts- und Amtsrichter zeigte Lothar Kreyssig offenen Widerstand gegen die „Aktion Euthanasie“. Im März 1942 wurde er in den Ruhestand versetzt. Einen Teil seines Widerstandes spiegelt ein Versetzungsschreiben vom 10. Mai 1941. Bis zum Kriegsende versteckte die Familie Kreyssig zwei jüdische Frauen auf ihrem Hof.


Ab Februar 1946 wirkte Lothar Kreyssig als Präsident des Konsistoriums der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen in Magdeburg und von Oktober 1947 bis Sommer 1964 als Präses der Provinzialsynode. Er bekleidete etliche Ämter. So war er im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages, im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland oder in Gremien der Diakonie. Kreyssig gründete 1957 die „Aktionsgemeinschaft für die Hungernden“ (AfH) und 1959 die „Aktion Sühnezeichen“ (ASZ). Er war ein Wegbereiter der „Aktion Brot für die Welt“.


Im Jahr 2018 wurde er gemeinsam mit seiner Frau Johanna posthum von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.


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