Ludwig Gengnagel


Am 8. Juli 1881 wurde Ludwig Gengnagel als Sohn eines Missionarsehepaares im indischen Basarur geboren. Ab 1887 besuchte er die Heimschule der Basler Mission. Im Anschluss an seine Schulzeit wurde Gengnagel Lehrer. Stationen seiner Unterrichtstätigkeit waren das hessische Niederramstadt, Crailsheim und das württembergische Lehrerinnenseminar Markgrönningen. 1914 heiratete Gengnagel Hanna Wünsch. Sechs gemeinsame Kinder kamen in den folgenden Jahren zur Welt. 1917/18 diente Gengnagel als Soldat im Ersten Weltkrieg. 1925 wurde er Rektor der Knabenvolksschule und erster Schulleiter im württembergischen Ludwigsburg. Er trat der pietistisch geprägten „Evangelischen Lehrergemeinschaft“ bei, in deren Publikation „Der Lehrerbote“ er pädagogische Beiträge veröffentlichte. Von 1929 bis 1933 saß Gengnagel als Kandidat des Christlich-Sozialen Volksdienstes im Ludwigsburger Stadtrat.


1936 wurde ihm der Vorsitz des Ludwigsburger Ortsschulrates wegen seiner früheren Mitgliedschaft in der Evangelischen Lehrergemeinschaft entzogen. 1937 kam es zu einem folgenreichen Konflikt zwischen Gengnagel und dem damaligen NS-Kultminister in Württemberg, Christian Mergenthaler. Als Folge dieser Auseinandersetzung wurde Gengnagel vom Amt des Schulleiters enthoben und zum Hauptschullehrer degradiert. Gleichzeitig verlor er sein Amt als erster Schulleiter der Ludwigsburger Schulen. Schließlich wurde er 1939 aus politischen Gründen zwangspensioniert.


Ab diesem Jahr erschienen im Calwer Verlag Unterrichtshilfen für den Religionsunterricht zum Alten Testament. 1940 startete der erste katechetische Kurs unter der Leitung von Gengnagel in Ludwigsburg. Ziel dieser Kurse war es, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den freiwilligen kirchlichen Religionsunterricht außerhalb der staatlichen Schule zu qualifizieren.


Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Gengnagel maßgeblichen Einfluss bei der Neuordnung des Religionsunterrichts in Württemberg, indem er Position in der Debatte um die Schulform bezog und für die Gemeinschaftsschule votierte, Lehrpläne mitgestaltete, an der Fort- und Ausbildung von Religionslehrerinnen und Religionslehrer mitwirkte und durch seine unterrichtspraktischen Veröffentlichungen das Geschehen im Religionsunterricht bis in die 1970er Jahre hinein beeinflusste.


Am 23. November 1964 starb Ludwig Gengnagel im Alter von 83 Jahren in Ludwigsburg.


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