Heinrich Held


Heinrich Held wuchs in Köln auf. 1915 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Die Fronterlebnisse des späteren Leutnants bestärkten ihn in seinem Entschluss zum Theologiestudium. 1924 wurde er als Hilfsprediger nach Wesseling entsandt. Dort leistete er Aufbauarbeit in einer evangelischen Diaspora. 1925 heiratete er die Pfarrerstochter Hildegard Röhrig, der Ehe entstammten sechs Kinder. 1930 wurde Held auf die zweite Pfarrstelle in Essen-Rüttenscheid gewählt, wo sich sein Pfarrbezirk an der Reformationskirche überwiegend aus Familien einfacher Angestellter zusammensetzte.


Die Konfrontation mit dem NS-Regime überschattete freilich recht bald jede geregelte Pfarramtstätigkeit. Held leistete Widerstand gegen die Vereinnahmung der evangelischen Kirche durch Staat und Deutsche Christen und durchlitt die ganze Palette an Verfolgungsmaßnahmen: Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen, Verhaftungen und Verurteilungen, auch eine zeitweilige Amtsenthebung 1934. Im August 1938 wurde er mit einem Reichsredeverbot belegt. Gleich nach Freilassung aus der ersten Haft hatte er 1933 zusammen mit dem Düsseldorfer Pfarrer Joachim Beckmann und seinem Essener Amtskollegen Friedrich Graeber die Rheinische Pfarrerbruderschaft als Organ der Bekennenden Kirche gegründet, deren altpreußischem Bruderrat er fortan angehörte. Im Mai 1934 nahm er an der Barmer Bekenntnissynode teil. Das Bügelzimmer seines Pfarrhauses diente als Geschäftsstelle der „Freien Evangelischen Synode im Rheinland“; hier wurden auch die grünen „Briefe zur Lage“ der Bekennenden Kirche gedruckt, die reichsweite Verbreitung fanden. Ab September 1944 versteckten Held und sein Freund Johannes Böttcher, Pfarrer in Essen-Altstadt, mehrere bislang „privilegierte“ Juden, die nun ebenfalls in das Vernichtungsraster des Regimes gerieten. Sie überlebten in den Pfarrhäusern und den Kellern der zerstörten Reformationskirche mit Hilfe von Lebensmittelmarken der Gemeinde. Hierfür ehrte ihn 2003 die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem mit der Aufnahme unter die „Gerechten unter den Völkern“.


Am 5.5.1945 formulierte Held die Denkschrift, die zur Bildung einer neuen Rheinischen Kirchenleitung führte. Der Teilnehmer der Treysa-Konferenz und Mitunterzeichner des Stuttgarter Schuldbekenntnisses wurde 1948 zum Präses der Landeskirche gewählt. Sein wacher politischer Sinn zeigte sich zuletzt 1955, als er den ökumenischen Kontakt mit der russisch-orthodoxen Kirche intensivierte.


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