Theophil Wurm


Theophil Wurm wurde am 7. Dezember 1868 in Basel in eine im schwäbischen Pietismus verwurzelte Familie geboren. Sein Vater war Lehrer am Basler Missionshaus und später Dekan in Blaubeuren; seine Mutter stammte aus der Schweiz. Nach dem Besuch der traditionsreichen württembergischen Seminarschulen und dem Theologiestudium in Tübingen trat er nach einem achtjährigen Vikariat 1899 als Pfarrer in den Dienst der Inneren Mission. Hierzu motiviert war er durch Adolf Stoecker, dessen soziale Stadtmissionsarbeit Wurm bei einer Studienreise 1893/94 kennengelernt hatte. 1900 heiratete Wurm Marie Bruckmann, die einer kirchlich eingestellten Fabrikantenfamilie entstammte; das Ehepaar hatte drei Töchter und zwei Söhne, eine Tochter verstarb früh.


1901 übernahm Wurm die Geschäftsführung der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart, 1913 wurde er Zweiter Stadtpfarrer in Ravensburg und 1920 Dekan in Reutlingen. Vor seinem Amtsantritt als Dekan legte er sein 1918 erlangtes Mandat in der verfassungsgebenden Landesversammlung bzw. im württembergischen Landtag nieder, das er für die Bürgerpartei (DNVP) errungen hatte. 1927 stieg Wurm zum Prälaten von Heilbronn auf und bereits 1929 wurde er zum württembergischen Kirchenpräsidenten gewählt – 1933 wurde ihm der Titel „Landesbischof“ angetragen, den er seitdem führte.


Die volkskirchlich-konservative Haltung Wurms führte zunächst gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung zu einer positiven Erwartungshaltung. Wurm hoffte, durch eine engagierte Volksmission die im 19. Jahrhundert weitgehend für die Kirche verlorene Arbeiterschaft zurückgewinnen zu können. Als ihm die antikirchliche und unmenschliche Position des NS-Systems zunehmend deutlich wurde, legte er bei Regierungsstellen entschieden Protest ein, beispielsweise gegen die Verdrängung der Kirche aus dem Erziehungsbereich, die Krankenmorde oder die Vernichtung der Juden. Zu einem öffentlichen Wort konnte er sich aufgrund seines Obrigkeitsverständnisses nicht durchringen.


Nach Kriegsende wurde Wurm zum entscheidenden Faktor bei der Neukonstituierung der evangelischen Kirche; er war bis 1948 der erste Ratsvorsitzende der EKD. 80-jährig legte er Ende 1948 sein Bischofsamt nieder. Er verstarb am 28. Januar 1953 in Stuttgart.


zurück zur Person zurück zur Person