Ernst Lohmeyer


Ernst Lohmeyer wurde am 8. Juli 1890 im westfälischen Dorsten geboren. Von 1908 bis 1912 studierte er Theologie, Philosophie und orientalische Sprachen in Tübingen, Leipzig und Berlin. Nachdem er 1912 den Lizentiatengrad in Theologie erworben hatte, wirkte er zunächst als Hauslehrer, ehe er 1913 ein freiwilliges militärisches Dienstjahr absolvierte; von 1914 bis 1918 leistete er Kriegsdienst. Nach der Habilitation 1918 war Lohmeyer Privatdozent für Neues Testament in Heidelberg. Bereits 1920 wurde er Professor in Breslau, wo sich ein reger Austausch in einem Kreis von „neukantianisch“ ausgerichteten Intellektuellen – darunter der Philosoph Richard Hönigswald – ergab. Im akademischen Jahr 1930/31 bekleidete er das Amt des Rektors.


1932 kam es in Breslau zu einer sogenannten „Universitätsrandale“: der Juraprofessor Ernst Cohn wurde wegen seiner jüdischen Herkunft von nationalsozialistischen Studenten massiv angegriffen. Lohmeyer sprang seinem Kollegen zur Seite und bezog klar Position gegen den gewaltsamen Antisemitismus.


Da Lohmeyer 1933 im September gemeinsam mit 22 Kollegen eine Resolution zu „Neues Testament und Rassenfrage“ unterzeichnete und sich 1934 der Bekennenden Kirche anschloss, wurde seine Lage in Breslau immer schwieriger. 1935 wurde er nach Greifswald strafversetzt.


Trotz seines hohen Alters wurde er 1939 eingezogen und wirkte als Besatzungsoffizier in Polen, Holland, Frankreich und Belgien, ehe er auf die Krim versetzt wurde; nach dem Tod seines Greifswalder Kollegen Kurt Deißner wurde er – von den Kriegserfahrungen gezeichnet – 1943 aus der Wehrmacht entlassen.


Nach Kriegsende wurde Lohmeyer, der sich in der Demokratischen Partei (später CDU) engagiert hatte, den lokalen KPD-Funktionären lästig. Geschickt in Umlauf gebrachte Gerüchte über Lohmeyers militärische Tätigkeit führten dazu, dass er am 14. Februar 1946 von Mitarbeitern der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet wurde. In einem nicht öffentlichen Prozess wurde er am 28. August 1946 von einem sowjetischen Militärtribunal zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 19. September 1946 heimlich vollstreckt.


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