Karl Barth


Der Schweizer Karl Barth gilt als das theologische Genie des 20. Jahrhunderts. Er hat die Bekennende Kirche mit am stärksten beeinflusst – auch dort, wo man sich seiner Radikalität nicht anschloss. Obgleich konsequent reformierter Theologe hat er doch über die Konfessionsgrenzen hinweg den evangelischen „Kirchenkampf“ maßgeblich bestimmt, zunächst als Theologieprofessor in Bonn, später von Basel aus, wo er für viele Angehörige der Bekennenden Kirche die prominenteste Bezugsperson blieb.


Geboren am 10. Mai 1886, war Barth fest im religiösen Milieu seiner Heimatstadt Basel verwurzelt. Schulzeit und Anfänge des Theologiestudiums verbrachte er in Bern, wechselte später nach Berlin, Tübingen und Marburg. Nach Vikariat und Examen 1908 kam er als Redaktionsgehilfe zur Marburger Zeitschrift „Die Christliche Welt“. Von nachhaltiger Bedeutung war für ihn ab 1911 seine erste Pfarrstelle in Safenwil im Schweizer Kanton Aargau, wo er mit den sozialen Problemen des Arbeiteralltags konfrontiert wurde. In dieser Zeit intensiver Unterrichts- und Predigtarbeit erfolgte der endgültige Bruch mit der Liberalen Theologie und die Initiative zu einem neuen theologischen Modell – in Gestalt von Barths dort niedergeschriebenem „Römerbrief“ (1918/19). Dieses Buch gilt als Gründungsdokument der Dialektischen Theologie, die den unendlich großen Abstand zwischen Gott und Mensch betont. Noch einflussreicher wurde die zweite Fassung, die Barth 1922 als Honorarprofessor in Göttingen schrieb. Dort gründete er mit Freunden die Zeitschrift „Zwischen den Zeiten“ als Organ der neuen Richtung. Von 1925 bis 1930 folgte eine Professur in Münster, ab 1930 in Bonn, wo die jahrzehntelange Arbeit an der „Kirchlichen Dogmatik“ begann.


Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Barth rasch eine führende Autorität des Kirchenkampfes. Seine Schrift „Theologische Existenz heute!“ (1933) trug maßgeblich zu einem Rückgang der nationalen Begeisterung unter protestantischen Pfarrern und zu einer Rückbesinnung auf Bibel und Bekenntnis bei. Die „Barmer Theologische Erklärung“ (1934) ist wesentlich von ihm bestimmt. Doch bald mochten große Teile der Bekennenden Kirche Barths radikale Absage an die nationalsozialistische Kirchenpolitik und generell an Hitlers Staat in der von ihm eingeforderten Konsequenz nicht mehr mitvollziehen. Als ihm wegen Eidesverweigerung ein Dienststrafverfahren angehängt wurde, blieb öffentlicher Protest der Bekennenden Kirche aus. Barth zog sich, nachdem er 1935 vorzeitig in den Ruhestand versetzt wurde, auf eine Professur nach Basel zurück. Als „Schweizer Stimme“ ermunterte er die Deutschen fortan nachdrücklich zum aktiven Widerstand.


Nach dem Krieg führte Barth die theologische Arbeit fort, vor allem in Gestalt seiner „Kirchlichen Dogmatik“, die er allerdings nicht mehr abschließen konnte. Bis zu seinem Tod am 10. Dezember 1968 blieb er eine der gefragtesten Autoritäten des Protestantismus.


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