Denunziationen als Staatsfeind


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Friedrich von Praun wurde schon früh Opfer von Denunziationen, die ihn zum Staatsfeind stempeln sollten und der Gefahr der Verfolgung durch den NS-Staat aussetzten. Eine dieser Denunziationen erfolgte im Zusammenhang der Neubesetzung der Pfarrstelle Wald bei Gunzenhausen. Bei dieser Besetzung hatte sein Ordensbruder aus dem Johanniterorden Oberstleutnant a. D. Eduard Freiherr von Falkenhausen (1875–1941), NSDAP-Mitglied und SA-Sturmbannführer, als Patronatsherr Mitspracherecht und suchte von Praun deswegen im August 1934 zu einem Gespräch auf. Dabei forderte von Falkenhausen, die Stelle müsse mit einem Parteimitglied und überzeugten Nationalsozialisten besetzt werden.


Nach dem Gespräch erhob er schwere Vorwürfe gegen von Praun und behauptete, dieser habe auf seine Forderung nach einem Parteigenossen geantwortet, der Nationalsozialismus sei nur eine vorübergehende Erscheinung (zit. nach H. v. Haldenwang, Praun, S. 53). Von Falkenhausen gab diese angebliche Äußerung von Prauns, die dieser bestritt, empört an das Bezirksamt Gunzenhausen weiter.


Von Praun blieb unbehelligt, obwohl das Bezirksamt aus der Behauptung von Falkenhausens schloss, die Kirchengemeinden des Altmühltales seien so wenig der neuen Parteibewegung aufgeschlossen, weil sie von dem Oberkirchenamtmann von Praun geleitet würden (ebd., S. 52f.), und ein anderes Mitglied des Johanniterordens urteilte: Ja, der Praun ist kein Nationalsozialist, das wissen wir schon lange (zit. nach ebd., S. 54).


Eine weitere Denunziation erfolgte, als von Praun dienstlich mit der Voruntersuchung des Falles von Pfarrer Karl Brunnacker in Mönchsroth befasst war. Brunnacker, Mitglied der NSDAP und der Deutschen Christen, bekämpfte aktiv die Kirchenleitung unter Landesbischof Hans Meiser (1881–1956). Deswegen enthob ihn die Kirchenleitung Ende November 1934 vorläufig seines Amtes und leitete ein Disziplinarverfahren gegen ihn ein.


Das Vorgehen der bayerischen Kirchenleitung nahm der deutschchristliche württembergische Pfarrer Wilhelm Feldner (1893–1965) zum Anlass, sich mit Brunnacker zu solidarisieren und von Praun zu denunzieren. Feldner, der sich gegen seine eigene Kirchenleitung unter Landesbischof Theophil Wurm (1868–1953) gestellt hatte, predigte gelegentlich in Unterdeufstetten und hatte von Praun dort im Frühjahr 1933 aufgesucht, um mit ihm über die politische Lage nach der sog. Machtergreifung und die kirchenpolitischen Verhältnisse in Bayern zu sprechen.


Nach der Amtsenthebung Brunnackers behauptete Feldner Anfang Dezember 1934 vor der NSDAP-Ortsgruppe Dinkelsbühl, von Praun habe sich in diesem Gespräch abfällig über den bayerischen Reichsstatthalter Franz Ritter von Epp (1868–1946) geäußert und ausgeführt: Was seid Ihr Nationalsozialisten? Zusammengelaufenes Gesindel. Jetzt tun sie mich nach Dachau. Die Behauptungen Feldners, die von Praun wiederum bestritt, wurden von Epp vorgelegt und von den bayerischen Deutschen Christen Anfang 1935 öffentlich bekannt gemacht.


Von Praun blieb auch in diesem Fall unbehelligt. Offenbar forderte Meiser von Praun jedoch dazu auf, bei politischen Äußerungen künftig Vorsicht walten zu lassen, denn von Praun versprach seinem Bischof Mitte Dezember 1934, sich in stärkster Zurückhaltung [in] politicis zu üben (zit. nach W. Huber, Praun, 269), woran er sich bis zu seiner Verhaftung 1943 dann auch hielt.


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