Engagement im Johanniterorden


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1922 wurde Friedrich von Praun Mitglied und Ehrenritter des Johanniterordens. Dieser Orden war eine der evangelischen Kirche eng verbundene Ordensgemeinschaft, die ihre ausschließlich männlichen Mitglieder aus dem Adel rekrutierte und sich karitativen Aufgaben – vor allem der Hilfe für körperlich kranke und behinderte Kinder – widmete. 1927 wurde von Praun von Paul von Hindenburg (1847–1934) zum Rechtsritter des Ordens geschlagen, bevor er 1932 mit dem Amt des Werkmeisters der bayerischen Genossenschaft des Johanniterordens eine der Leitungspositionen einnahm.


Im Johanniterorden arbeitete von Praun mit Wilhelm Freiherr von Pechmann (1859–1948) zusammen, der während der NS-Herrschaft zu einem der profiliertesten kirchlichen Gegner der NS-Machthaber und ihrer menschenverachtenden Rassepolitik wurde. Von Pechmann hatte das Amt des Werkmeisters von 1886 bis 1927 selbst inne und war seit 1924 zugleich als Ehrenkommendator und Stellvertreter des Kommendators im Johanniterorden tätig. Von Praun und seine Ehefrau Irene pflegten zu von Pechmann persönliche Kontakte und bezeichneten ihn als vaeterlichen Freund (zit. nach H. v. Haldenwang, Praun, 40).


Während des sog. Kirchenkampfs scheint von Praun im Johanniterorden ähnliche Positionen wie von Pechmann vertreten zu haben. So teilte er im November 1933 dessen Einschätzung, die bayerische Kirchenleitung unter Landesbischof Hans Meiser (1881–1956) müsse sich entschiedener als bisher gegen die Versuche stellen, die evangelische Kirche den NS-hörigen Deutschen Christen auszuliefern, und wandte sich gegen die Einführung des Arierparagrafen in den Johanniterorden.


Als Meiser im Frühjahr 1934 bei der Entstehung der Bekennenden Kirche zu einer treibenden Kraft wurde, stand von Praun treu auf Seiten des bayerischen Landesbischofs und folgte dessen Kurs. Nach dem Ulmer Bekenntnistag vom April 1934, der als Geburtsstunde der Bekennenden Kirche (K. D. Schmidt, Fragen, S. 269) gilt, gab von Praun im Johanniterorden einen Bericht zur kirchlichen Lage, in dem er die Positionen der Bekennenden Kirche vor seinen Ordensbrüdern vertrat.


Quelle / Titel


  • © LABW, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, PL 20 VI, Bü. 77

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