Die Bekennende Kirche


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Der Bruderrat der Bekennenden Kirche wurde ab 1943 doppelt geschwächt: Johannes Schlingensiepen erkrankte und musste sich in der Jahresmitte 1943 im Elsaß einer Operation unterziehen. So konnte er die Briefe an die Brüder im Feld nur noch sporadisch versenden; Joachim Beckmann unterstützte ihn in dieser Tätigkeit, wie beispielsweise durch den beigefügten Bruderratsbrief Nr. 46 vom März 1944. Auch Präses Paul Humburg erkrankte schwer und wurde zudem in Gemarke ausgebombt, so dass auch in diesem Fall Joachim Beckmann die Hauptlast zu tragen hatte.


Die Arbeit in den Gemeinden der Bekennenden Kirche war durch den Kriegsdienst von 50% der Pfarrer beeinträchtigt. Häufig traten jedoch Älteste an die Stelle der Pfarrer und sorgten beispielsweise für regelmäßige Gottesdienste, wo dies angesichts zerstörter Kirchen noch möglich war.


Herausgefordert sah sich die Bekennende Kirche bei der Betreuung von nach Thüringen evakuierten Gemeindegliedern. Angesichts der dortigen kirchlichen Verhältnisse – die Thüringer Landeskirche war unter Präsident Hugo Rönck noch stärker in die deutschkirchliche Richtung abgedriftet – entsandte die Bekennende Kirche fünf Pfarrer, die den schwierigen Dienst einer Reisetätigkeit übernahmen.


Einzelne engagierten sich bei Hilfsaktionen für Juden. Der Kölner Pfarrer Hans Enke setzte sich für diese Verfolgten ein und Pfarrer Heinrich Held versteckte in Essen untergetauchte Juden in den Kellergewölben der zerstörten Reformationskirche und im Pfarrhaus. Theologen aus dem Rheinland nahmen an der 12. Bekenntnissynode der Altpreußischen Union in Breslau teil, die durch eine Auslegung des 5. Gebots ihren Protest gegen das unsinnige Morden im Krieg im Allgemeinen und die Vernichtung von Menschen, lediglich weil sie Angehörige eines Verbrechers, alt oder geisteskrank sind oder einer anderen Rasse angehören, zum Ausdruck brachte (S. Hermle / J. Thierfelder, Herausgefordert, 666).


Insgesamt war die Bekennende Kirche der Kirchenprovinz Rheinland in ihren Handlungsmöglichkeiten mit fortschreitender Kriegsdauer durch die Erkrankung führender Köpfe, die Zerstörung ihres Zentrums in Barmen und Elberfeld und die damit verbundene Schwächung ihrer Infrastruktur sowie den Soldatentod zahlreicher junger Theologen mehr und mehr begrenzt.
Nach dem Zusammenbruch bildete die Bekennende Kirche – federführend war Joachim Beckmann – gemeinsam mit Konsistorialrat Rößler und Pfarrern der so genannten Mitte eine neue bekenntnisgebundene Kirchenleitung.


Quelle / Titel


  • © AEKR Düsseldorf 6 HA 002 (Handakten OKR Johannes Schlingensiepen), Nr. 5, Blatt 28.

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