Solidarität für den verhafteten Paul Schneider


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Im ländlich-konservativen Hunsrück hielten sich die Pfarrer überwiegend zur Bekennenden Kirche. Der später im Konzentrationslager Buchenwald ermordete Dickenschieder Pfarrer Paul Schneider wurde im Juni 1934 in Schutzhaft genommen, weil er sich die Störung einer kirchlichen Trauerfeier verbeten hatte. Bei der Beerdigung eines Hitler-Jungen hatte der NSDAP-Kreisleiter zweimal die Aufnahme des Verstorbenen in den himmlischen Sturm Horst Wessels proklamiert, wogegen Schneider protestiert hatte.


Gegen die Inhaftierung Schneiders protestierten nun wiederum elf seiner Hunsrücker Amtskollegen in einem herzlichen und dringlichen Appell an alle massgebenden behördlichen Stellen. Die Pfarrer bekundeten ihre volle Gemeinschaft mit dem verhafteten Amtsbruder. Sie betonten freilich auch, dass der Christenmensch seine Pflicht zu tun hat, wo er steht, auch und erst recht in einer politischen Formation wie der H.J., und dass sowohl Schneider als auch sie selbst den heutigen Staat anerkennen würden. Es gehe ausschließlich um die Reinerhaltung christlichen Glaubens und kirchlicher Sitte.


Allerdings formulierten sie einen deutlichen eschatologischen Vorbehalt (d. h. die Warnung, das Reich Gottes bereits hier auf Erden bauen zu wollen, was nichts als Hybris sei): Durch politisches Engagement könne man nicht selig werden und einen himmlischen Sturm Horst Wessels kenne die Heilige Schrift nicht, sondern nur ein Gericht, das die der Sünde und dem Tode verfallene Welt erwartet, und ein ewiges Leben, dessen sich der Christ im wahren Glauben an seinen Heiland Jesus Christus getrösten darf.


Quelle / Titel


  • © AEKR Boppard, Bestand 8SL 057B (Sammlung Graue Literatur)

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