Ein Nazi-Pfarrer als Bischof im Rheinland


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Nachdem die Deutschen Christen bei den Kirchenwahlen im Juli 1933 in der Altpreußischen Union mehr als zwei Drittel der Sitze in den verschiedenen kirchlichen Gremien gewonnen hatten, ernannte der altpreußische Kirchensenat im Oktober 1933 den promovierten Nationalökonomen und Westerwälder Pfarrer Heinrich Josef Oberheid (1895–1977) zum Bischof der rheinischen Provinzialkirche, die nunmehr in „Bistum Köln-Aachen“ umbenannt wurde.



Oberheid war überzeugter Nationalsozialist, SA-Sturmführer und Obmann der Deutschen Christen im Gau Koblenz-Trier. Er hatte erst im Dezember 1932 sein zweites theologisches Examen bestanden, verfügte also gerade mal über eine zehnmonatige Berufserfahrung, als er wegen seiner politischen und kirchenpolitischen Gesinnung an die Spitze der rheinischen Kirche gelangte.



Schon einen Monat später, im November 1933, ging der rasante Aufstieg weiter: Oberheid wurde vom deutschchristlichen Reichsbischof Ludwig Müller als „Stabschef“ und dessen Stellvertreter – später erhielt er den Titel „Vikar der Deutschen Evangelischen Kirche“ – nach Berlin gerufen. Hier beteiligte er sich neben dem Juristen August Jäger maßgeblich an dem Versuch der Errichtung einer regelrechten Reichsbischofsdiktatur. Als dieser Versuch 1934 scheiterte, war Oberheid auch eine Rückkehr ins Rheinland versperrt.



Er wandte sich den radikalen Thüringer Deutschen Christen zu und beteiligte sich u. a. an der Arbeit des berüchtigten Eisenacher „Entjudungsinstituts“. Nach 1945 kehrte Oberheid, nachdem er aus dem kirchlichen Dienst entlassen worden war, in die Wirtschaft zurück und wurde Generalbevollmächtigter einer Düsseldorfer Stahlhandelsfirma.


Quelle / Titel


  • © H. Faulenbach: Ein Weg durch die Kirche. Heinrich J. Oberheid (SVRKG 105), Köln 1992, Cover und S. V / AEKR Düsseldorf (Fotograf unbekannt)

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