Verhaftung


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Nach der überraschenden Veröffentlichung der Denkschrift der VKL II an Hitler vom 28. Mai 1936 in der ausländischen Presse hatte sich Weißler anhand eines Textvergleichs davon überzeugt, dass die Veröffentlichung nicht auf die von ihm heimlich weitergegebene Entwurfsfassung zurückging.


Die Vorläufige Kirchenleitung kämpfte kirchenpolitisch an mehreren Fronten. Gegenüber der nationalsozialistischen und der Propaganda der Deutschen Christen sowie den innerkirchlichen Vorbehalten gegen eine „politische“ Kirche galt es, den Bekenntnisernst der Denkschrift zu verteidigen. Gegenüber der propagandistisch angeheizten Gerüchteküche und den dadurch ausgelösten Irritationen in den Bekennenden Gemeinden war den Verdächtigungen entgegenzutreten, nach denen die Kirchenleitung die Veröffentlichung der Denkschrift im Ausland heimlich billige oder gar selbst gezielt erwirkt habe. Darum war sie gleich nach der Veröffentlichung auch an staatliche Stellen mit der Bitte um Ermittlung des Schuldigen herangetreten (Zitat: Bericht in der Sitzung des Reichsbruderrats vom 29.10.1936: Evangelisches Zentralarchiv Berlin, Best. 50, Nr. 35, Bl. 775). Zugleich bemühte sich die Vorläufige Kirchenleitung weiter intern um Aufklärung der Quelle.


Gegenüber Weißler erklärte der Vorsitzende der Vorläufigen Kirchenleitung, Fritz Müller, am 22. September 1936: Wir sind der Ansicht, daß die Sache objektiv betrachtet nicht so gelaufen ist, wie wir gerne gewollt hätten. Wir haben aber keinen Zweifel daran, daß Sie, sehr verehrter Herr Direktor, nichts anderes im Auge gehabt haben, als das Beste der Bekennenden Kirche. (So aus dem Gedächtnis wiedergegeben von Weißler in seiner Vernehmung am 28.10.1936: Bundesarchiv, ZC 14509, Bl. 49)


Doch von der Gestapo wurde Weißler wegen des Verdachts, er habe die Denkschrift an die ausländische Presse geleitet, am späten Abend des 7. Oktober 1936 verhaftet. In der Folge versuchte die Vorläufige Kirchenleitung weiter, die Irritationen innerhalb der Bekennenden Kirche über die Weitergabe der Denkschrift, die kirchenpolitischen Angriffe der nationalsozialistischen Propaganda und die Ermittlungen der Gestapo in den Griff zu bekommen. Der Einsatz für ihren Mitarbeiter Friedrich Weißler geriet darüber in den Hintergrund.


Quelle / Titel


  • © Bundesarchiv, ZC 14509, Bl. 1–2

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