Ein entschieden nationalkonservativer Pfarrer


  • 1tes Bild zum Dokument
    Bildlupe
  • 2tes Bild zum Dokument
    Bildlupe

In Elternhaus und Schule wurde Ludolf Müller in einem nationalkonservativen Geist erzogen, der ihn nach eigener Aussage stark prägte. Im Studium wurde er Mitglied des konservativen Vereins Deutscher Studenten. Als junger Pfarrer im altmärkischen Dambeck setzte er sich im Reichstagswahlkampf 1912/13 massiv für den konservativen Kandidaten ein und provozierte damit scharfe Attacken des liberalen Deutschen Bauernbunds.


Ludolf Müller war bereits vor 1914 als zum Militärdienst mit der Waffe untauglich befunden worden. Dennoch fühlte er sich ab 1915 zu einem weitergehenden Dienst verpflichtet und ließ sich auf eigene Initiative für verschiedene seelsorgerliche Aufträge an der Ostfront verpflichten. 1917 bewarb er sich erfolgreich auf die westpreußische Pfarrstelle in Schönsee. Das heutige Kowalewo wurde im Januar 1920 in der Folge des Versailler Vertrages von polnischen Truppen besetzt. Müller setzte sich danach für die Interessen der deutschsprachigen evangelischen Bevölkerung ein, unter anderem bei der Bildung des Deutschen Volksrats. Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde er von der polnischen Regierung vom 18. August bis 4. September 1920 inhaftiert und schließlich im Sommer 1921 als unerwünschter Ausländer mit seiner Familie ausgewiesen.


Die deutschnationale Presse stilisierte Ludolf Müller nach seiner Rückkehr ins Deutsche Reich zum Märtyrer für die nationale Sache. Dieser Ruf gereichte ihm in den Kämpfen der NS-Zeit durchaus zum Vorteil und hat ihn möglicherweise vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt. In den 1920er Jahren entfaltete Pfarrer Müller eine rege Vortragstätigkeit zur Situation der Protestanten in Polen, die ihn durch ganz Deutschland führte. Als Pfarrer in Dingelstedt (1922–1927) war er Mitglied im Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, und rief im April 1925 nach einem Fackelzug voller Begeisterung zur Wahl Paul Hindenburgs zum Reichspräsidenten auf.


 


Quelle / Titel


  • © Archiv und Bibliothek der Kirchenprovinz Sachsen, Rep. N 3 (NL Ludolf Müller), Nr. 52 V

Verwandte Inhalte