Aufruf zum Beitritt zum Pfarrernotbund


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Bereits seit den kirchlichen Wahlen im Mai 1932, bei denen die Deutschen Christen in der Kirchenprovinz Sachsen mit 51 Stimmen die Mehrheit in der Provinzialsynode errungen hatten, beobachtete Superintendent Ludolf Müller deren wachsenden Einfluss mit Sorge. Seine Entscheidung für den innerkirchlichen Widerstand datierte er in seinen Erinnerungen auf einen Waldspaziergang zur Burg Scharfenstein am 28. Juni 1933: Als ich wieder heimkehrte, war mein Entschluß gefasst, nicht bloß in diesem Einzelfalle, sondern gegenüber dem ganzen die Kirche verwirrenden und zerstörenden Weg äußersten Widerstand zu leisten. [...] Das war für mich keine Kleinigkeit, der ich von Jugend auf in Ehrerbietung gegen die kirchlichen Oberen aufgewachsen war und nun ja als Superintendent auch eine kirchenregimentliche Verantwortung hatte (Müller, Lebenserinnerungen, Bd. 3, S. 9).


Bei der Konstituierung des Pfarrernotbunds in Berlin wurde Ludolf Müller am 20. Oktober 1933 als Vertreter der Kirchenprovinz Sachsen in den achtköpfigen altpreußischen Bruderrat gewählt. Mit einem Aufruf vom 14. September 1933 warb er bei den Geistlichen der Kirchenprovinz Sachsen um den Beitritt zu dem neu gebildeten Pfarrernotbund, um sich der weiteren nationalsozialistischen Gleichschaltung der evangelischen Kirche zu widersetzen. Am 6. November 1933 wurde er in Halle zum Vorsitzenden des neugegründeten Provinzialbruderrats gewählt. Er leitete auch am 11./12. November 1934 die provinzsächsische Bekenntnissynode in Halle. Bis zum August 1935 zeichnete er außerdem verantwortlich für den „Rundbrief“ des Pfarrernotbundes, das Informationsorgan der Bekennenden Kirche für die Kirchenprovinz Sachsen.


Da er zu einer bedingten Zusammenarbeit mit den im November 1935 auf staatliche Anordnung gebildeten Kirchenausschüssen auf Reichs-, Landes- und Provinzialebene bereit war, erklärte er am 2. Januar 1936 seinen Austritt aus dem Preußischen Bruderrat. Er blieb aber weiterhin Vorsitzender des provinzsächsischen Bruderrats.


 


Quelle / Titel


  • © Archiv und Bibliothek der Kirchenprovinz Sachsen, Rep. O 3 (Sammlung Kirchenkampf), Nr. 62

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