Verurteilung wegen eines politischen Witzes


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Als Wolfgang Staemmler 1941 unter Verlust der Ordinationsrechte aus dem Dienst der Kirchenprovinz Sachsen entlassen war, konnte er auch in einer anderen Landeskirche nicht in eine Pfarrstelle berufen werden. Durch Vermittlung Friedrich von Bodelschwinghs fand er eine Anstellung als Anstaltsseelsorger in Freistatt (Krs. Diepholz), einer Einrichtung der Bodelschwinghschen Anstalten. Auf die Weiterführung seiner Funktionen in der Leitung der Bekennenden Kirche der Altpreußischen Union musste Staemmler allerdings verzichten. In Freistatt erzählte er am 11. Juli 1943 am Frühstückstisch einem Diakon und einem Hilfserzieher den neuesten politischen Witz:


Woher rührt der große Erfolg der Reichsspinnstoffsammlung? Der große Ertrag der Spinnstoffsammlung setzt sich zusammen aus dem Geduldsfaden des deutschen Volkes, den Hirngespinsten des Führers, dem Lügengewebe des Propagandaministeriums und den Lumpen der Partei.


Es war Leichtsinn, in dieser Weise seinem Ärger über die Zustände in Deutschland Ausdruck zu geben. Er wurde angezeigt. Das Sondergericht Hannover verurteilte ihn am 13. April 1944 zu drei Jahren Gefängnis. Im April 1945 wurde das Gefängnis von amerikanischen Soldaten befreit – und Staemmler zum Direktor des Gefängnisses eingesetzt.


Quelle / Titel


  • © AKPS Rep. A, Spec. P, St 197

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