Predigerseminar Finkenwalde


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Im Frühjahr 1936 ging Horst Thurmann an das Predigerseminar der Bekennenden Kirche nach Finkenwalde bei Stettin. Dieses Seminar, das von Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) geleitet wurde, sollte bekenntniskirchliche Vikare auf den Pfarrdienst vorbereiten. Aus Sicht der offiziellen altpreußischen Kirchenleitung galt es als illegal. Die Seminaristen gingen deshalb einer ungesicherten beruflichen Zukunft entgegen.


Thurmann besuchte von April bis August 1936 den dritten Kurs des Predigerseminars. Anschließend verlängerte er nicht nur seinen Seminaraufenthalt, sondern wurde auch in das sog. Bruderhaus aufgenommen, das Bonhoeffer ins Leben gerufen hatte. In diesem Haus wurden eine tägliche Gebetsordnung, gegenseitige brüderliche Ermahnung, persönliche Beichte, gemeinsame theologische Arbeit und gemeinschaftlicher Lebensunterhalt gepflegt. Außerdem waren die Mitglieder dieses brüderlichen Zusammenschlusses bereit, jedem Notruf der Kirche zu folgen.


Der reformierte Thurmann stand dem Lutheraner Bonhoeffer aus konfessionellen Gründen jedoch nicht unkritisch gegenüber. So schrieb er im September 1936, manche theologische Äußerung bedürfe der Korrektur sowie eine bestimmte Entwicklung Bonhoeffers der „Beaufsichtigung“ (zitiert nach: D. Bonhoeffer, Gesammelte Schriften 2, S. 503).


Thurmann blieb Mitglied im Bruderhaus bis zur Auflösung des Finkenwalder Seminars durch die Gestapo im September 1937. Im September 1944 ließ Thurmann vom Konzentrationslager Dachau aus über seine Frau Grüße an Bonhoeffer ausrichten, der ebenfalls inhaftiert war.


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  • © by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

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