Mergenthaler-Erlass zum Religionsunterricht


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Die nationalsozialistische Schulpolitik von NS-Kultminister Christian Mergenthaler zielte in Württemberg auf eine nationalsozialistisch geprägte Schule, in der die Kirche und der von ihr verantwortete Religionsunterricht keinen Platz haben sollten. Bereits wenige Monate nach der Machtübernahme im Jahre 1933 äußerte sich Mergenthaler im Staatsanzeiger dahingehend, daß es keine konfessionelle, sondern nur eine deutsche Erziehung gebe (Staatsanzeiger, 30.10.1933). 1934 wurde die bis dahin konfessionell getrennte Schulaufsicht zu einer „Ministerialabteilung für die Volksschulen“ umgestaltet. 1935 wurden die zumeist konfessionellen Lehrerseminare in Württemberg durch die neu gegründete Hochschule für Lehrerbildung in Esslingen verdrängt. 1936 kam es ohne großen Widerstand der Kirchen zur faktischen Abschaffung der Bekenntnisschule in Württemberg.


1937 führte der württembergische Kultminister einen folgenschweren Angriff auf die Gestalt des Religionsunterrichts in der Schule. In einem Erlass ordnete er an, alttestamentliche Stoffe aus dem Unterricht zu streichen, bzw. in den Hintergrund treten zu lassen. Vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Rassenideologie wurde das Alte Testament als Zeugnis jüdischer Lohnmoral und Geschichte des verhassten jüdischen Volkes verurteilt. Eine Behandlung im Unterricht, sei es auch im Religionsunterricht, kam in einer nationalsozialistisch gestalteten Schule folglich nicht in Frage. Auf dem Erlassweg, ohne die entsprechenden Lehrpläne zu ändern, wies Mergenthaler die Schulleiter, Lehrer und Geistlichen an, sein Anliegen entsprechend umzusetzen. Schulrektor Ludwig Gengnagel weigerte sich, dies zu tun.


Einen weiteren Angriff der nationalsozialistischen Kultusverwaltung auf den Religionsunterricht stellte die nur in Württemberg vollzogene Einführung eines „Weltanschauungsunterrichts“ im Jahre 1938 dar. Der Religionsunterricht sollte durch dieses Fach verdrängt und die nationalsozialistische Ideologie an die Stelle der christlichen Unterrichtsinhalte treten.


Quelle / Titel


  • © Amtsblatt des Württembergischen Kultministeriums, Stuttgart, 21.5.1937, Abdruck nach: 450 Jahre Kirche und Schule in Württemberg, 269 (Calwer-Verlag, Stuttgart)

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