Die Saarabstimmung


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Nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg wurde das Saargebiet 1920 vom Deutschen Reich abgetrennt und unter die Regierung des Völkerbundes gestellt. Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages sollte nach 15 Jahren eine Volksabstimmung über den künftigen Status des Saargebiets entscheiden. Bei der Abstimmung am 13. Januar 1935 sprachen sich mehr als 90 Prozent der Bevölkerung für eine Vereinigung mit Hitler-Deutschland aus.


Von den Deutschen Christen bis zur Bekennenden Kirche riefen die Verantwortlichen der evangelischen Kirche im Vorfeld der Abstimmung dazu auf, für eine Rückkehr des Saargebiets in das Deutsche Reich zu stimmen. So hieß es in einem Aufruf der Evangelischen Bekenntnissynode im Rheinland, es gebe kein Wort Gottes, das uns als evangelischen Christen gestattete, am 13. Januar die Gemeinschaft mit unserem Volk und Vaterland zu verleugnen; vielmehr sei es Gehorsam gegen Gottes Wort, daß wir unser Volk und Vaterland lieben. Deshalb sei es geboten, die aus der Ungerechtigkeit geborene gewaltsame Trennung des Saarlandes vom Reich … abzutun.


Ähnliche Töne schlug auch das oberste Leitungsgremium der Bekennenden Kirche an, die Vorläufige Kirchenleitung. Nach der Abstimmung beglückwünschte sie Hitler in einem Telegramm vom 15. Januar 1935 in Ehrfurcht und Treue als den Führer zur Einheit der Nation. Dabei übersah sie – wie Wilhelm von Pechmann in einem Schreiben an Martin Niemöller vom 7. Februar 1935 kritisierte –, dass unter ihren lebendigsten und treuesten Gliedern nicht wenige sind, denen es aus Gründen der Überzeugung und des Gewissens ganz unmöglich ist, sich zum heutigen Staat zu bekennen.


Die Deutschen Christen überhöhten das Abstimmungsergebnis in ihrer Zeitschrift Evangelium im Dritten Reich religiös als das gerechte Walten Gottes, der unser deutsches Volk heute sichtbar segnet. Vor allem aber versuchten sie, aus der Abstimmung Kapital für sich selbst zu schlagen und ihre kirchenpolitisch stark angeschlagene Position zu stärken. So nutzte der von Entmachtung bedrohte Reichsbischof Ludwig Müller fast sein ganzes Wort zur Saarabstimmung vom 15. Januar 1935, um seine Gegner dazu aufzufordern, nach dem Vorbild der Brüder von der Saar wieder in der von ihm geführten Deutschen Evangelischen Kirche zusammenzuarbeiten.


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