Judenverfolgungen 1933 – Proteste und Schweigen


  • 1tes Bild zum Dokument
    Bildlupe
  • 2tes Bild zum Dokument
    Bildlupe
  • 3tes Bild zum Dokument
    Bildlupe
  • 4tes Bild zum Dokument
    Bildlupe
  • 5tes Bild zum Dokument
    Bildlupe

Die ersten blutigen Verfolgungen von jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern fanden im Norden der württembergischen Landeskirche schon vor dem reichsweiten Boykotttag, dem 1. April 1933, statt. In Öhringen führten am 18. März 1933 SA-Leute Hausdurchsuchungen bei Juden und Kommunisten durch; die Gefangenen wurden abends durch die Stadt getrieben. Am 25. März überfielen ca. 30 SA-Leute jüdische Familien in Niederstetten; einige Männer wurden aufs Rathaus geschleppt und so schwer misshandelt, dass sie in die Klinik gebracht werden mussten. Im benachbarten Creglingen waren zwei Todesopfer zu beklagen: Hermann Stern und Arnold Rosenfeld.


Gegen diese Vorgänge protestierten drei Öhringer Pfarrer in einer Protestnote, die am 22. März 1933 in der örtlichen Zeitung veröffentlicht wurde. In Niederstetten stellte sich der Ortspfarrer Hermann Umfrid demonstrativ an die Seite der Juden. Gemeinsam mit seinen Studienfreunden Rudolf Daur und Fritz Pfäfflin forderte Umfrid Kirchenpräsident Theophil Wurm auf, ein klares, öffentliches, autoritatives Wort gegen die Verfolgung Andersdenkender zu sagen (E. Röhm/J. Thierfelder, Juden 1, 132f.).


Allerdings nahm Wurm nicht in der von den drei Freunden gewünschten Weise Stellung – er setzte wohl darauf, dass der Deutsche Evangelische Kirchenausschuss ein Votum abgeben würde. Wurm und der bayerische Baron Wilhelm von Pechmann setzten sich in diesem Gremium für ein Protestwort ein. Allerdings war ihr Vorstoß vergeblich. Der Kirchenausschuss war der Ansicht, das erste Zusammentreffen der evangelischen Kirche mit den neuen Behörden dürfe nicht ein Protestwort sein. So schwieg die evangelische Kirche – nicht nur in Württemberg – zu dem ersten rassistischen Übergriff auf Jüdinnen und Juden in Deutschland.


Quelle / Titel


  • © 1–3: Hohenloher Bote Nr. 67 vom 21.3.1933, 2; Nr. 68 vom 22.3.1933, 7 und Nr. 69 vom 23.3.1933 (Archiv der Stadt Öhringen); 4: Landeskirchliches Archiv Stuttgart A126, 1897

Verwandte Inhalte