Der "Anschluss" Österreichs


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Am 12. März 1938 ließ Hitler Wehrmachtstruppen und Polizeieinheiten in die Republik Österreich einmarschieren. Am folgenden Tag unterzeichnete er das „Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“.


Am 10. April 1938 fand eine Volksabstimmung statt, bei der die Bevölkerung dem „Anschluss“ nachträglich zustimmen sollte. Der Wahlzettel enthielt nur einen Satz: Bist Du mit der am 13. März vollzogenen Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich einverstanden und stimmst Du für die Liste unseres Führers Adolf Hitler? Die Abstimmung ergab in Deutschland und Österreich eine Zustimmung von mehr als 99 Prozent.


Der "Anschluss" Österreichs löste in der Bevölkerung eine nationale Euphorie aus, die auch die evangelische Kirche erfasste. Für die Deutsche Evangelische Kirche sandte der deutschchristliche Präsident Friedrich Werner sofort ein Telegramm an Hitler, in dem es hieß, die Kirche blicke voll Dank auf zu Gott und erbitte seinen Segen für den Führer und sein Werk auch fernerhin.


In einem Aufruf zur Volksabstimmung am 10. April 1938 bekundete Werner die Einigkeit der evangelischen Kirche in dem Ja zum größeren Deutschland und zu der Tat des Führers und verlangte, daß am 10. April jeder evangelische Deutsche freudig und dankbar seine Schuldigkeit tut.


Ähnliche Grußadressen und politische Loyalitätserklärungen an Hitler kamen auch von den nicht deutschchristlichen Kirchenleitern und den zur gemäßigten Bekennenden Kirche gehörenden Landeskirchen.


So ordnete der Evangelische Oberkirchenrat Stuttgart am 16. März 1938 für die Gottesdienste am folgenden Sonntag eine Ansprache und das Singen eines Dankliedes an. In dem Entwurf für die Ansprache wurde der Anschluss als Befreiungstat des Führers bezeichnet, durch die die Fesseln, die durch die Friedensdiktate seinerzeit dem deutschen und dem österreichischen Volk angelegt worden sind, Stück um Stück zertrümmert wurden.


Trotz der zunehmenden Repressalien des nationalsozialistischen Staates gegen die Kirche und der staatlichen Gewaltmaßnahmen gegen Pfarrer und Gemeindemitglieder sprachen sich die kirchlichen Verantwortlichen klar für ein Ja bei der Volksabstimmung am 10. April 1938 aus.


Auch das Leitungsgremium der gemäßigten Bekennenden Kirche, der „Rat der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands“, ließ im Vorfeld der Abstimmung in einem Wort an die Gemeinden verlauten: Am kommenden Sonntag vereinen wir uns mit allen Deutschen, um unsere Treue zum neugeschaffenen Großdeutschen Reich und seinem Führer zu bekunden.


Quelle / Titel


  • ©Ev. Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte München, C 3. 23

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