Geistlicher Widerstand im Rheinland


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Die Hoffnung von Joachim Beckmann auf eine „richtige Gemeindearbeit“ verflüchtigte sich rasch. Als er nach seiner Wahl zum Pfarrer der Kirchengemeinde Düsseldorf mit seiner Familie das Pfarrhaus Kopernikusstraße 9c am 20. Februar 1933 bezog, waren die politischen Umwälzungen bereits im vollen Gang. Die evangelische Kirche hatte noch eine kurze Schonfrist.


Im April 1933 hielten die Deutschen Christen in Berlin ihre „Reichstagung“ ab und beanspruchten die Macht in der evangelischen Kirche. Da diese Gruppierung bei den Kirchenwahlen im Jahr zuvor in den Gemeinden wenig Resonanz gefunden hatte, war sie auf die Unterstützung der NS-Staatsorgane angewiesen. Der Name „Beckmann“ findet sich erstmalig auf einer Unterschriftenliste mit 38 weiteren rheinischen Pfarrern und Presbytern, die sich zu einer Kirchlichen Einheitsfront zusammenschlossen. Im Juni 1933 sprach sich dieser Kreis in einem Aufruf gegen die Deutschen Christen und für den designierten Reichsbischof Friedrich von Bodelschwingh aus. Dem Führerprinzip in der evangelischen Kirche erteilten sie zwar eine strikte Absage, versicherten jedoch zugleich ihre Loyalität gegenüber der neuen Regierung Adolf Hitlers.


Die Lage eskalierte. Die massiven Eingriffe des vom preußischen Kultusminister Rust eingesetzten Staatskommissars August Jäger in die preußische Kirche, insbesondere die Absetzung der Kirchenleitungen, riefen Proteste hervor. Im Juli 1933 luden Düsseldorfer Pfarrer zu einer „Vertrauensmännerkonferenz“ in Beckmanns Pfarrhaus ein. Der Einladung fügte Beckmann die „Richtlinien“ eines „Rheinischen Bundes um Wort und Kirche“ bei. Die Gründung der rheinischen Pfarrerbruderschaft markierte den Beginn der Bekennenden Kirche im Rheinland.


Der deutliche Sieg der Deutschen Christen bei der Kirchenwahl vom 23. Juli 1933 kam einer Machtübernahme der Deutschen Evangelischen Kirche durch den Nationalsozialismus gleich. Für Beckmann war dies kein Anlass zur Resignation, sondern im Gegenteil ein Ansporn, den Widerstand zu forcieren. Auf dem ersten Konvent der rheinischen Pfarrerbruderschaft am 14. Oktober 1933 führte er in seinem einleitenden Referat aus, dass die gegenwärtige Deutsche Evangelische Kirche nicht mehr als Kirche bezeichnet werden könne. „Führerprinzip, Machtprinzip, Arierprinzip“ hätten das Bekenntnis verdrängt.


Quelle / Titel


  • © Archiv der Ev. Kirche im Rheinland Düsseldorf, Best. 8SL 030

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