Der Religiöse Sozialist


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Unter dem Eindruck der Revolution von 1918 und der Errichtung der Weimarer Republik plädierte Fritze, inzwischen SPD-Mitglied, für eine Annäherung von Kirche und Sozialdemokratie. Im Januar 1919 forderte er im überfüllten Kölner Gürzenich ein Ende der Gegnerschaft der Kirche zur Arbeiterbewegung und kritisierte zugleich die Religionsfeindschaft der SPD. Er gehörte damit zu den Männern, die jetzt überall in Deutschland zu einer entsprechenden Bewegung aufriefen und sich dann 1926 zum „Bund der Religiösen Sozialisten“ zusammenschlossen. Sie gehörten in der konservativ bürgerlichen Kirche zu einer kleinen Minderheit, gewannen zwar an Boden, bleiben jedoch Außenseiter.


Im September 1919 reiste Fritze nach Thüringen zum Tambacher Treffen evangelischer Theologen, die sich am Beispiel des kurz zuvor verstorbenen Religiösen Sozialisten Christoph Blumhardt orientieren wollten und entsprechende Erfahrungen austauschten. Er lernte dort auch Karl Barth – zu jenem Zeitpunkt noch Pfarrer im schweizerischen Safenwil – kennen, der bis zu seiner Vertreibung aus Deutschland wie Fritze einer der wenigen evangelischen Pfarrer in der SPD war.


In den Folgemonaten fand sich um Fritze in Köln eine Gruppe religiös interessierter Arbeiter zusammen, die sich am 9. März 1920 als „Bund religiöser Sozialisten Köln“ konstituierten. Fritze war davon überzeugt, dass die gegenwärtig auf Mammonismus und schonungslosen Konkurrenzkampf aufgebaute inner- und zwischenstaatliche Gesellschaftsform in schroffstem Widerspruch zum Christusgeiste steht und darum durch eine neue ersetzt werden muss (Grundsätze des Bundes Religiöser Sozialisten Köln, zitiert nach: H. Prolingheuer, Pfarrer, 42). Der Bund wollte ohne Fixierung auf Parteien Frauen und Männer sammeln, die Christentum und Sozialismus, Sozialismus und Christentum bejahen und für sie einzutreten bereit sind (Grundsätze des Bundes Religiöser Sozialisten Köln, zitiert nach: H. Prolingheuer, Pfarrer, 43). Ab Anfang 1921 gab Georg Fritze „Mitteilungen“ des Bundes heraus und hielt damit Kontakt zu Gesinnungsgenossen vor allem in rheinischen Städten. Ab Oktober 1921 erschienen die „Mitteilungen“ als Organ aller rheinischen Gruppen.


1926 engagierte sich Fritze in der Volksabstimmung über die Enteignung der Fürsten; im Namen der Religiösen Sozialisten trat er in Veranstaltungen auf und unterzeichnete einen Aufruf, in dem ein „JA“ bei der anstehenden Abstimmung empfohlen wurde.


Quelle / Titel


  • © Rheinische Zeitung vom 17. Juni 1926 (Archiv der Ev. Kirche des Rheinlandes, Düsseldorf)

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