Eintreten für den Völkerfrieden


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1917 nahm Fritze das Reformationsfest zum Anlass, in der Zeitschrift „Die Christliche Welt“ im Namen einer freilich keineswegs vorhandenen Mehrheit zu erklären:


Wir deutschen Protestanten reichen im Bewußtsein der gemeinsamen christlichen Güter und Ziele allen Glaubensgenossen, auch denen in den feindlichen Staaten, von Herzen die Bruderhand. Wir erkennen die tiefsten Ursachen dieses Krieges in den widerchristlichen Mächten, die das Völkerleben beherrschen, in Misstrauen, Gewaltvergötterung und Begehrlichkeit, und erblicken in einem Frieden der Verständigung und der Versöhnung den erstrebenswerten Frieden. […] Wir fühlen angesichts dieses fürchterlichen Krieges die Gewissenspflicht, im Namen des Christentums fortan mit aller Entschiedenheit dahin zu streben, daß der Krieg als Mittel der Auseinandersetzung unter den Völkern verschwindet. (Christliche Welt 42, 1917, 556)


Gegenerklärungen und Verurteilungen prasselten auf Fritze herab. Trotz wachsender Not und immer schwererer Niederlagen verbreiteten seine Kollegen noch im letzten Kriegsjahr Durchhalteparolen. Es müsse weiter gekämpft werden. Apodiktisch, fast kindlich trotzig verkündeten die evangelischen „Gemeindenachrichten“ im August 1918: Alle, alle müssen wissen, daß es nicht anders geht. Es muß sein.


Im November schließlich, nach dem Waffenstillstand und nach dem Tod von 1.500 Soldaten aus der Gemeinde Alt-Köln, war auch hier der Jammer groß. Analyse oder religiöse Selbstkritik wurde in den „Gemeindenachrichten“ vermieden, Ratlosigkeit lyrisch verbrämt: Es ist dunkel um uns geworden. Was wird aus Kaiser und Reich, was wird aus der Freiheit und Wohlfahrt des ganzen Volkes, was wird aus uns?


Georg Fritze, der als Seelsorger viel in seiner Gemeinde unterwegs war und den Kontakt zu den Menschen suchte, wurde nun nur noch von wenigen als „vaterlandsloser Geselle“ beschimpft.


Quelle / Titel


  • © Achiv des Stadtkirchenverbandes Köln

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