Neue Verhaftung, Verweigerung des Ariernachweises


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Im Mai 1938 wurde Karl Steinbauer zum ständigen Pfarrverweser der Gemeinde in Ay-Senden ernannt. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich erneut in Haft. Er hatte in einem Privatgespräch dem NS-Staat Kirchenfeindlichkeit vorgeworfen, Parteigrößen angegriffen und die Meinung eines Freundes wiedergegeben, Hitler sei geistig nicht mehr normal (K. Steinbauer, Zeugnis 3, 46). Ein Lehrer hatte ihn deswegen denunziert. Steinbauer war daraufhin am 7. April 1938 während eines Vortrags vor der Kulmbacher Pfarrerkonferenz verhaftet und nach Bamberg in Schutzhaft gebracht worden. Die Anklage lautete auf Verstoß gegen das Heimtückegesetz. Das Verfahren wurde jedoch Ende Mai 1938 auf Grund einer Amnestie eingestellt und Steinbauer aus der Haft entlassen.


In Ay-Senden stellte er fest, dass seine Predigten und seine Post von der politischen Polizei überwacht wurden. Dem Bürgermeister, dem NS-Ortsgruppenleiter und einem Lehrer fiel Steinbauer sofort auf, weil er den Deutschen Gruß („Heil Hitler“) verweigerte. Im Herbst beantragte die NSDAP-Kreisleitung, Steinbauer die Zulassung zur Erteilung von Religionsunterricht zu entziehen, weil er ein unverbesserlicher, gehässiger Gegener des heutigen Staates und der Partei sei (K. Steinbauer, Zeugnis 3, 190).


Als er dazu aufgefordert wurde, den von den Religionslehrern vom NS-Staat geforderten Ariernachweis zu erbringen, weigerte er sich. Dem zuständigen Bezirksamt in Neu-Ulm teilte er dazu in einem Schreiben vom 3. Dezember 1938 mit, als Christ und Pfarrer sei er nicht in der Lage, den Ariernachweis vorzulegen, weil er durch die Bindung seines Gewissens an Gottes Wort daran gehindert werde.


Unmissverständlich stellte Steinbauer fest, nach den NS-Rassegesetzen müßte der Herr Christus und seine Apostel vor den Schultüren stehen bleiben, wie auch meine Brüder nichtarischer Abstammung davor stehen bleiben müssen; ich will lieber mit meinem Herrn und und seinen Aposteln und meinen Brüdern in Christo vor den Schultüren stehen, als ohne sie drinnen (zitiert nach: Ich glaube, darum rede ich, 31). Daraufhin wurde ihm untersagt, an den Volksschulen in Ay-Senden, Weißenhorn und Pfaffenhofen an der Roth Religionsunterricht zu erteilen.


Quelle / Titel


  • © Landeskirchliches Archiv Nürnberg, PA Steinbauer 5387/4

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