Kindheit und Jugend


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Karl Steinbauer wurde am 2. September 1906 in Windsbach als zehntes von zwölf Kindern in einer Pfarrfamilie geboren. Sein Vater, Pfarrer Johann Steinbauer, war Rektor am Windsbacher Progymnasium. Großen Eindruck übte auf den jungen Karl Steinbauer die Gestalt seines bibellesenden Großvaters aus, der für ihn sein ganzes Leben ein geistliches Vorbild blieb.


Steinbauer besuchte das Progymnasium in Windsbach. Weil er aber wie sein Großvater zunächst Bauer werden wollte, verweigerte er für ca. ein Jahr die geforderten schulischen Leistungen und leistete sich jugendliche Streiche. Nach einem ernsten Gespräch mit seinem Vater vollzog der 14-jährige Steinbauer eine Wende: Er erfüllte nun die schulischen Anforderungen, beschloss, Pfarrer zu werden und begann ein intensives Bibelstudium. Dabei gewann er die Erkenntnis, dass des Menschen Wesen Tätigkeit ist und die Bibel die alleinige Quelle der Kraft.


Im Ersten Weltkrieg teilte die Familie die allgemeine Kriegsbegeisterung und war stolz auf die Söhne im Feld, die sich schon bald nach der Niederlage dem Freicorps Epp anschlossen. Wie viele Deutsche gab auch Steinbauer die Schuld am verlorenen Krieg den Juden. Antisemitismus erschien ihm als nationale Pflicht. Als die Windsbacher Synagoge 1922 mit Hakenkreuzen beschmiert wurde, empfand der damals 15-jährige Junge Schadenfreude. Während der Weimarer Republik, vor allem aber nach der Inflation und dem Hitler-Ludendorff-Putsch von 1923 sympathisierte Karl Steinbauer dann auch mit Hitler.


Die NS-nahe und antisemitische Haltung seines Vaters Johann und seiner Brüder wurde zeitweise von Siegfried Leffler (1900–1983), einem jungen Mitarbeiter des Schülerheims am Windsbacher Progymnasiums, beeinflusst. Leffler wurde später Mitbegründer der radikalen Thüringer Deutschen Christen. Wegen seiner politischen Haltung wurde Johann Steinbauer 1924 nach dem Hitler-Ludendorff-Putsch nach Nürnberg versetzt. Dort erlebte Karl Steinbauer mit zunehmendem Befremden hautnah die euphorische Begeisterung für die Person Hitlers. Aus theologischen Gründen begannen nun auch sein Vater Johann und sein ältester Bruder Georg, sich von den Nationalsozialisten zu distanzieren.


Quelle / Titel


  • © Privatbesitz Elisabeth Giesen geb. Steinbauer, Köln

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