Kurt Frör: Protest gegen Willkür


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Einer der wichtigsten Theologen im bayerischen Kirchenkampf war Pfarrer Kurt Frör (1905–1980). Seit 1932 arbeitete er unter Direktor Julius Schieder (1888–1964) als Studieninspektor am Nürnberger Predigerseminar. Schon früh schloss er sich der Bekennenden Kirche an. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der bayerischen Pfarrerbruderschaft und unterhielt Kontakte zu Martin Niemöller (1892–1984) und zum Pfarrernotbund. Bei der gewaltsamen Eingliederung der bayerischen Landeskirche in die Reichskirche im Oktober 1934 wurde er ebenso wie Landesbischof Hans Meiser (1881–1956) und Julius Schieder seines Amtes enthoben.


Frör war zunächst kein grundsätzlicher Gegner des NS-Regimes, sondern meinte in der elementaren Erneuerungsbewegung des Nationalsozialismus Gottes barmherzige Hilfe sehen zu können. Die Deutschen Christen lehnte er aber von Anfang an ab, da es eine Zerstörung der Kirche sei, wenn man Volk, Staat, Art und Rasse als religiöse Offenbarung neben oder über Christus stellt (Zitate: K. Frör, Landeskirche, 21, 23). Besonders trat er im Kampf um die christliche Erziehung der Jugend und den Erhalt der Bekenntnisschulen hervor. Er veröffentlichte zahlreiche programmatische Schriften wie „Der notwendige Kampf für die Bekenntnisschule“ und „Recht und Auftrag christlicher Erziehung“ und wurde 1935 Mitglied der Schulkammer der Ersten Vorläufigen Kirchenleitung (VKL), des obersten Leitungsgremiums der Bekennenden Kirche.


Seine Ablehnung der Deutschen Christen, sein Einsatz für verfolgte Pfarrer und sein Kampf gegen die von den Nationalsozialisten betriebene Ausschaltung der Kirche aus dem öffentlichen Leben brachten ihn zunehmend in Konflikte mit dem NS-Regime. Mehrfach wurde er wegen Verfassens und Versendens von gegen die NS-Kirchenpolitik gerichteten Flugschriften von der Gestapo verhört und erhielt Redeverbote. Seine 1937 erschienene Schrift „Die babylonische Gefangenschaft der Kirche“ enthielt dann auch keine positive Aussagen zum Nationalsozialismus mehr, sondern warnte entschieden vor jeder Vereinnahmung der Kirche durch den Staat.


Als Martin Niemöller – die Symbolfigur der Bekennenden Kirche schlechthin – 1937 verhaftet und 1938 widerrechtlich als „persönlicher Gefangener“ Hitlers ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt wurde, vervielfältigte und verbreitete Frör zusammen mit Walter Hildmann, Wilhelm Schinner und Georg Roth ein Flugblatt, das die Gemeinden über diesen staatlichen Willkürakt aufklären sollte. Wegen dieses Flugblatts wurde Frör im Juni 1939 vom Münchner Sondergericht zu 6 Monaten Haft verurteilt, die er gegen Zahlung von 1000 Reichsmark jedoch nicht antreten musste.


Zur nationalsozialistischen Rassenideologie nahm Frör anfänglich eine für die bayerische Landeskirche und weite Teile der Bekennenden Kirche typische Haltung ein: In einem von ihm verfassten Flugblatt der bayerischen Volksmission Kirche und Rasse vom Dezember 1933 bejahte er einerseits die Rasse als von Gott gegebene Schöpfungsordnung und sprach sich für die Erhaltung, Reinigung u. Gesundung unserer Rasse aus, verurteilte andererseits aber die Vergötzung der Rasse zu einer neuen Religion und wandte sich scharf gegen einen Rassenkampf, der die Ausrottung eines moralischen und religiös verpesteten Halbtieres betreibt (Landeskirchliches Archiv Nürnberg, KKE Nr. 47).


Ebenso deutlich wie seine Haltung zum Nationalsozialismus wandelte sich während Frörs Zeit als Pfarrer in München auch seine Einstellung zur NS-Rassenideologie. Seit 1936 Pfarrer an der Christuskirche in Neuhausen und ab 1944 an St. Stephanus, wurde er Mitglied und zeitweise Leiter des Kreises um den Münchner Verleger Albert Lempp, der Landesbischof Hans Meiser Ostern 1943 mit dem berühmten „Münchner Laienbrief“ zu einer öffentlichen Stellungnahme gegen die Verfolgung und Vernichtung der Juden zu bewegen versuchte. Außerdem gehörte Frör zum Münchner Netzwerk, das verfolgten „Nichtariern“ zu helfen versuchte.


Quelle / Titel


  • © Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte München, C 3.24-2

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