Kontaktmann des Widerstands: „Schweizer Straße“


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Die Ökumene nahm am Schicksal der Kirche in Deutschland starken Anteil, und umgekehrt nutzten deutsche Theologen Reisen nach Genf gerne zum offenen Informationsaustausch.


Deshalb und auch im Hinblick auf das Konferenzthema „Kirche, Volk und Staat“ war es natürlich, dass die Oxforder Weltkirchenkonferenz der Bewegung für Praktisches Christentum (Life and Work) sich im Jahr 1937 auch zum Kirchenkampf in Deutschland äußern wollte.


Dieser Plan war freilich nicht unumstritten, da die Befürchtung bestand, eine öffentliche Erklärung beschwöre neue Gefahren für die deutsche Kirche herauf. Visser ’t Hooft folgte jedoch aufgrund eigener Eindrücke in Deutschland der Linie Bischof Bells, der an die deutschen Protestanten ein ermutigendes Wort richten wollte.


Visser ’t Hooft gehörte zu der Gruppe, die die Botschaft an die Christen in Deutschland entwerfen sollte. Eine eindeutige Absage an die Deutschen Christen und eine gleichzeitige Solidaritätsadresse an die Bekennende Kirche kam jedoch nicht zustande, da zu viele Mitglieder der Ökumenischen Bewegung die Überzeugungen der „Barmer Erklärung“ entweder nicht verstanden oder nicht teilten und den Kirchenkampf ausschließlich als einen Kampf um Religionsfreiheit betrachteten, aber nicht als grundsätzliche Entscheidung zwischen dem biblischen Zeugnis und einem modernen Synkretismus.


Trotz des Kompromisscharakters war die Botschaft dennoch ein Zeichen der Solidarität mit denen, die unerschütterlich von Anfang an in der Bekennenden Kirche für die Herrschaft Christi und für die Freiheit der Kirche Christi, Sein Evangelium zu verkünden, eingetreten waren (W. A. Visser 't Hooft, Die Welt, S. 95f.).


Visser ’t Hoofts Engagement zunächst für den niederländischen, dann für den deutschen Widerstand bestand vor allem in der Rolle des Vermittlers von Informationen oder Dokumenten. Diese Tätigkeit nahm einen erheblichen Umfang unter konspirativen Bedingungen an.


Insbesondere zu Adam von Trott zu Solz, den er bereits seit 1928 kannte, und zu Dietrich Bonhoeffer unterhielt Visser `t Hooft persönliche Beziehungen. Ebenso wie Vertreter europäischer Widerstandsgruppen waren sie wiederholt seine Gäste.


Im September 1940 informierte Adam von Trott (1909–1944) Visser ’t Hooft über die Lage in Deutschland. Das Memorandum dieser Unterhaltung wurde durch Gladys E. Bretherton nach England an verschiedene Personen weiter gegeben. Im Frühjahr 1942 brachte Visser ’t Hooft einen schriftlichen Bericht von Adam von Trott nach London und übergab ihn Sir Richard Stafford Cripps (1889–1952), einem einflussreichen Mitglied der britischen Regierung und ein Freund von Trotts, um ihn an Premierminister Winston Churchill (1874–1965) weiter zu leiten.


Dass diese Position der Alliierten auf den deutschen Widerstand entmutigend wirken musste, brachte Visser ’t Hooft 1943 auch gegenüber amerikanischen Stellen zum Ausdruck. Weitere Versuche seinerseits, Informationen über den Widerstand und das geplante Attentat auf Hitler nach England zu übermitteln, blieben ohne positive Resonanz.


Quelle / Titel


  • © Archiv des Ökumenischen Rates der Kirchen Genf, 301.009 Box IX 11

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