Aide Mémoire zugunsten jüdischer Flüchtlinge


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In Genf war Visser ’t Hooft unter anderem auch in der Flüchtlingsarbeit engagiert. Rückblickend schilderte er, der seit 1941 über den Judenmord in Europa gut unterrichtet war, seine Rolle so:


In Genf arbeitete ich eng mit dem holländischen „Jüdischen Koordinierungskomitee“ zusammen, das von M. H. Gans [...] begründet worden war […] Ich übernahm die Funktion des Verbindungsmannes zwischen dem Jüdischen Koordinierungs-Komitee und der niederländischen Regierung in London […]


Um so viele Juden wie möglich zu retten, war das Komitee zu unorthodoxen Methoden gezwungen. So kaufte es Pässe verschiedener lateinamerikanischer Länder auf und schickte sie an Juden in holländischen Internierungslagern. Erstaunlicherweise hatte diese Methode wenigstens teilweise Erfolg. Deshalb war es ein Schlag, als M. H. Gans im Januar 1944 erfuhr, dass mehrere Regierungen sich weigerten, die Pässe als gültig anzuerkennen […]


In der Frühe des nächsten Morgens kam er zusammen mit dem betagten Oberrabbiner von Zürich, Dr. Lewenstein, zu mir. Wir beschlossen, dass Dr. Lewenstein und ich uns in einem gemeinsamen Telegramm an Königin Wilhelmina wenden würden. Diesmal erfolgte eine umgehende Reaktion. Demarchen niederländischer Diplomaten bewirkten, daß die Gültigkeit der betreffenden Pässe bestätigt wurde. (W. A. Visser ’t Hooft, Die Welt, S. 206f.).


Gemeinsam mit Adolf Freudenberg (1894–1977) und dem Generalsekretär des Jüdischen Weltbundes Gerhart Riegner (1911–2001) verfasste Visser ’t Hooft Anfang 1943 ein Memorandum u. a. für den Flüchtlingskommissar des Völkerbundes, mit dem v. a. neutrale Staaten zur Aufnahme jüdischer Flüchtlinge befähigt werden sollten. Dieser Appell fand international – außer bei Bischof Bell – nur geringe Resonanz.


Quelle / Titel


  • © Archiv des Ökumenischen Rates der Kirchen Genf; zitiert nach: Johan E. Snoek, The Grey Book, S. 275-277

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