Entscheidung fürs Leben: Rupert Mayer wird Jesuit


  • 1tes Bild zum Dokument
    Bildlupe

Pater Rupert Mayer war Jesuit. Der Weg bis zur vollständigen Aufnahme in den Jesuitenorden, die Gesellschaft Jesu, verläuft über unterschiedliche Stufen der Zugehörigkeit. Dabei sind die Regeln und Gewohnheiten der Gesellschaft zu studieren. Am Ende der verschiedenen Vorbereitungszeiträume entscheiden die Oberen durch Prüfungen und Begutachtungen über die Eignung und Begabung.


Vorliegendes Dokument ist ein Auszug aus dem Examensbuch zum halbjährlichen Examen des Noviziats (Examen semestre), wo die Kandidaten Angaben zu ihrem bisherigen Werdegang machen mußten. Daraus wird ersichtlich, dass Rupert Mayer in eine wohlhabende Stuttgarter Kaufmannsfamilie in der protestantischen Diaspora des Königreichs Württemberg geboren wurde und eine gehobene Bildung erfuhr: nicht nur der Besuch des Gymnasiums, sondern auch häuslicher Musikunterricht (Geige) und Sport, so das hier genannte und von Rupert Mayer geliebte Reiten, gehörten dazu. Offensichtlich hatte er auch den Militärdienst abgeleistet.


Fast ungewöhnlich, dass Mayer zunächst Theologie studierte und schon für seine Heimatdiözese Rottenburg ins Seminar zur Vorbereitung für die Priesterweihe ging, und sich dann noch für den Eintritt in den Jesuitenorden entschied, der im Kaiserreich im Rahmen des Kulturkampfes aufgehoben worden war.


Mayer wurde durch die Patres Löffler und Schäffer vor dem Noviziat, also der ersten Erprobungszeit, geprüft, schließlich vom Provinzial P. Haan aufgenommen und der Obhut des Novizenmeisters P. Thoelen im Noviziatshaus von Feldkirch/Österreich übergeben. Am Ende der langjährigen Ausbildung stand die volle Mitgliedschaft in der Gesellschaft Jesu, die von der strengen, dabei tiefgehenden Spiritualität der Exerzitien des spanischen Ordensgründers Ignatius von Loyola geprägt ist.


Sowohl seine Herkunft, durch die er als Katholik in Stuttgart eine Außenseiterrolle einnahm, als auch die zu außergewöhnlicher Disziplin erziehende Ausbildung der Jesuiten dürften für seine unbeirrbare Standhaftigkeit als Divisionspfarrer nicht nur unter den Strapazen des Ersten Weltkriegs, sondern besonders auch in den Folgejahrzehnten im Kampf gegen den Nationalsozialismus eine wichtige Rolle gespielt haben. Vor allem der „Wahlspruch“ der Jesuiten, wie er über dem Eintrag im Examensbuch steht, drückt aus, worauf das Wirken der Mitglieder ausgerichtet sein soll: Omnes ad maiorem Dei gloriam – Alles zur größeren Ehre Gottes.


Quelle / Titel


  • © Archiv der Deutschen Provinz der Jesuiten, Abt. 48 – 13 J, Nr. 178