Hilfe für die verfolgte Familie Sylten


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Das Ehepaar Mörike nahm lebhaften Anteil am Schicksal verfolgter Mitglieder der Bekennenden Kirche und unterstützte unter anderem die in einem Konzentrationslager Inhaftierten mit Nahrungsmittelpaketen.


Ohne Rücksicht auf die ständige Gestapoüberwachung wurde in den Sommerferien 1942 Walter Sylten, der zwölfjährige Sohn des im KZ Dachau inhaftierten Pfarrers Werner Sylten, zu einem Ferienaufenthalt von der Großstadt Berlin in die Landluft von Flacht eingeladen. Er sollte sich innerhalb der großen Kinderschar und unter der Fürsorge von Mutter Mörike körperlich und seelisch erholen.


Der Vater des Jungen, Werner Sylten, galt als „Halbjude“ und war 1936 als Leiter eines Mädchenheims der Inneren Mission in Thüringen entlassen worden. Ab 1939 war er stellvertretender Leiter der Hilfsstelle der Bekennenden Kirche für verfolgte Christen jüdischer Herkunft, dem „Büro Pfarrer Grüber“ in Berlin.


Seit Januar 1935 war er Witwer. Die Mutterrolle für die beiden minderjährigen Söhne hatte Brunhilde Lehder, eine Mitarbeiterin im Mädchenheim Köstrin, übernommen, die Werner Sylten als „Nichtarier“ jedoch nicht heiraten konnte. Die angebotene Möglichkeit der Emigration nach England hatte Sylten abgelehnt. Nach Schließung des „Büro Pfarrer Grüber“ durch die Gestapo im Februar 1941 wurde Werner Sylten, wie zuvor schon Pfarrer Heinrich Grüber, verhaftet und in das KZ Dachau gebracht.


Am 4. August 1942 schrieb Gertrud Mörike an ihre Tochter Dorle über ihr „Ferienkind“ Walter Sylten: Auch Walter Sylten tut, was man ihn heißt, und ist ganz daheim bei uns. Der Bub tut mir in der Seele leid, denn seit 7 Jahren hat er keine Mutter mehr und seit 1 1/2 Jahren ist sein Vater in Dachau [Kreisjugendring Esslingen e. V. (Hg.): Du sollst Dich nicht vorenthalten, 50].


Am 26. August 1942, drei Wochen nachdem Gertrud Mörike den Brief an ihre Tochter abgefasst hatte, wurde Werner Sylten in einem Krankentransport von Dachau in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz überstellt und dort ermordet. Walter Sylten und sein vier Jahre älterer Bruder Reinhard waren jetzt Vollwaisen.


Quelle / Titel


  • © Privatbesitz Walter Sylten, Berlin

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