Die Arretierung der Landesbischöfe Meiser und Wurm


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Bei dem Versuch des Reichsbischofs, auch die bayerische und die württembergische Landeskirche mit der Reichskirche gleichzuschalten, wurden die Landesbischöfe Hans Meiser und Theophil Wurm im Oktober 1934 unter Hausarrest gestellt.


In einer Kundgebung vom 10. Oktober 1934 solidarisierte sich die gesamte Bekennende Kirche Deutschlands mit den Bischöfen. Zwei Tage später wies sie die Gemeinden an, während der Woche besondere Bittgottesdienste abzuhalten und als Zeichen der Trauer über die Gewalttaten die Kirchenglocken […] schweigen zu lassen. Zahlreiche Bekenntnisgottesdienste fanden statt und Delegationen einfacher Gemeindemitglieder reisten zu den politischen Stellen nach Berlin, um gegen die Gewaltmaßnahmen zu protestieren.


Vor allem aber kam es zu regelrechten Massendemonstrationen für die Freilassung der Bischöfe, die Hitler schließlich zu einem Kurswechsel veranlassten. Er empfing die beiden Landesbischöfe, rehabilitierte sie auf diese Weise und desavouierte damit zugleich Reichsbischof Ludwig Müller, dessen faktische völlige Entmachtung nicht mehr aufzuhalten war.


Hitler hatte sich geschickt in die Rolle des Schiedsrichters begeben und so nach außen den Eindruck verhindert, dass die innerkirchliche Kritik in eine politische Kritik am nationalsozialistischen Regime umschlagen konnte. Nominell blieb der entmachtete Müller jedoch im Amt; sein offizieller Rückzug hätte für Hitler das Eingeständnis eines Irrtums bedeutet und aus seiner Sicht die innerkirchliche Opposition zu sehr aufgewertet.


Quelle / Titel


  • © Ev. Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte München, Nachlass von Soden 7

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