Die Protestanten und die „Judenfrage“


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Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurde im deutschen Protestantismus ein alter religiöser Antijudaismus von einem modernen teils politisch-kulturell, teils auch schon rassistisch bestimmten Antisemitismus überlagert. In der Weimarer Zeit trieb die „Judenfrage“ auch die kirchliche Mitte um. In den evangelischen Sonntagsblättern waren „die Juden“ ein viel diskutiertes Thema.


Eine Ansammlung antisemitischer Stereotypen der Zeit enthielt z. B. der Vortrag des Pfarrers Friedrich Langenfaß am 4. Februar 1921 in München, der im Evangelischen Gemeindeblatt für München breit referiert wurde. Eine antisemitische Rassentheorie sowie eine gewaltsame Unterdrückung des Judentums lehnte Langenfaß indes aus christlichen Motiven ab. Er forderte jedoch eine Befreiung von der inneren Abhängigkeit vom Judentum, der eine Befreiung von der äußeren Abhängigkeit folgen werde.


Im Sommer 1926 veröffentlichte der Direktor des Predigerseminars der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Hans Meiser, im Evangelischen Gemeindeblatt in Nürnberg eine Artikelserie mit dem Thema „Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage“. Meisers Ausführungen waren von einem rassischen Antisemitismus geprägt, aber gleichzeitig lehnte er einen Rassenmaterialismus ab und forderte zu einer Rassenveredelung durch Judenmission und Judentaufe auf.


1932 publizierte der Pfarrer Kurt Hutten im von Pfarrern viel gelesenen Materialdienst des Evangelischen Volksbundes in Württemberg eine umfangreiche vierteilige Fortsetzungsserie zur „Judenfrage“. Hutten unterschied zwischen einem sittlichen und einem rassischen Antisemitismus und sprach sich für Ersteren aus. Negative jüdische Einflüsse in Kunst, Presse und Politik müssten bekämpft werden.


Quelle / Titel


  • © Bayerische Staatsbibliothek

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