Moltke: Ausbildungsgang und Wirken im OKW


Nach mehreren Auslandsaufenthalten während seiner Schulzeit studierte Moltke seit 1925 in Berlin Rechts- und Staatswissenschaften. Er engagierte sich in der schlesischen „Arbeitslagerbewegung“, die Landarbeiter, Fabrikarbeiter und Studenten zu gemeinsamer körperlicher Arbeit und zu Gesprächen über die künftige Gestaltung einer freiheitlichen und gerechteren Gesellschaft zusammenführte. Moltke war einer der wenigen Verschwörer, die die Weimarer Republik nicht ablehnten und die demokratischen Gedanken nahestanden. Mit offener Kritik verfolgte er aus diesem Grunde Hitlers Aufstieg und lehnte die Machtergreifung der Nationalsozialisten von Anfang an ab. Daher verzichtete er 1933 auf ein Richteramt und ließ sich 1935 als Anwalt in Berlin nieder.


Zwischen 1935 und 1938 absolvierte er zudem eine Ausbildung als britischer Rechtsanwalt (Barrister) und plante die Übernahme eines Anwaltsbüros in London, die durch den Kriegsbeginn im September 1939 verhindert wurde. Im selben Monat wurde Moltke als Kriegsverwaltungsrat in das Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht in Berlin verpflichtet.


Moltkes unmittelbare Einblicke als Mitarbeiter in der Völkerrechtsabteilung des Oberkommandos der Wehrmacht unter Admiral Wilhelm Canaris in den Geist und die Praxis der NS-Führung ließen ihn immer mehr den menschenverachtenden und mörderischen Charakter des NS-Systems erkennen. Für Moltke bedeutete der Nationalsozialismus den radikalen Bruch mit der jüdisch-christlichen Tradition in Theorie und Praxis. Als Sachverständiger für Kriegs- und Völkerrecht versuchte er, sich gegen Unrecht und Willkür einzusetzen. Besonders engagierte er sich für die humane Behandlung von Kriegsgefangenen und die Einhaltung des Völkerrechts.