Nationalkonservative Gesinnung


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Von ihrer nationalkonservativen Gesinnung her war Elisabeth von Thadden zunächst bereit, den Nationalsozialismus partiell zu akzeptieren und loyal im „Dritten Reich“ mitzuarbeiten. Sie teilte die Begeisterung über die außenpolitischen Erfolge Hitlers, zumindest nach außen hin, mit weiten Kreisen der Bevölkerung. Vor allem aber sah sie im Nationalsozialismus eine Bewegung, der es gelingen würde, die sozialen Probleme des Deutschen Reiches zu lösen. Als Schulleiterin unterstützte sie den Bund Deutscher Mädel oder das Winterhilfswerk. Von Thadden war zunächst keine Gegnerin von Staat und Partei.


Drei Gründe führten zu einer inneren Distanzierung vom Nationalsozialismus: die Kirchenpolitik des Regimes, die Verfolgung der Juden sowie die Behandlung von Freunden und Familienangehörigen durch die Nationalsozialisten.


Die Haltung des Regimes gegenüber den Kirchen provozierte einen Kirchenkampf, in dessen Verlauf nicht nur ihr Bruder Reinold von Thadden, Präses der pommerschen Bekenntnissynode, sondern auch die pensionierte Pröpstin des Magdalenenstifts in Altenburg, Hildegard von Thadden, inhaftiert wurden. Elisabeth von Thadden empörte sich über Ausgrenzung und Pogromen an den Juden. Sie musste erleben, dass gleich im ersten Jahr der NS-Herrschaft „nichtarische“ Freunde von ihr verfolgt wurden: Regierungsrätin a. D. Baum verlor ihren Lehrauftrag an der Universität Heidelberg; Alice Salomon musste ihr Lebenswerk in „arische“ Hände legen; Kurt Hahn wurde verhaftet und ausgewiesen, ebenso Siegmund-Schultze und andere aus dem Bereich der Sozialen Arbeitsgemeinschaft.


Durch das NS-Regime wurden von Thaddens Frömmigkeitspraxis und ihr humanitäres Engagement, wie sie es von der Lebensführung in Trieglaff her gewohnt war, zu einem Politikum, zu einer verbrecherischen Gesinnung.


Quelle / Titel


  • © Archiv der Elisabeth von Thadden-Schule, Heidelberg-Wieblingen