Pazifist und Kampf gegen Alkoholmissbrauch


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Bald nach Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Metzger freiwillig zur Militärseelsorge und nahm am Stellungskrieg in den Vogesen teil. Von dort konnte ihn auch ein Angebot aus Graz, bei der Abstinenzbewegung mitzuarbeiten, nicht weglocken. Im Sommer 1915 erkrankte Metzger so schwer, dass er dienstuntauglich wurde. Das Kriegserlebnis hatte den Inhaber mehrerer Orden zum Pazifisten und Kämpfer für Frieden und Völkerverständigung werden lassen.


Vom Freiburger Ordinariat zu dieser Tätigkeit beurlaubt, trat er nun in Graz die Stelle des Generalsekretärs des "Kreuzbündnis[ses]. Verband abstinenter Katholiken" an. Über den Kampf gegen den Alkoholmissbrauch hinaus ging es der Vereinigung um eine umfassende Wirtschafts-, Sozial- und Lebensreform sowie um Völkerverständigung.

Metzger widmete sich seiner Arbeit unter anderem durch Vorträge und durch die Gründung eines programmatisch "Volksheil" genannten Verlags. Metzgers Radikalität im Kampf gegen den Alkoholismus erregte im österreichischen Klerus jedoch Unmut.


Bei der Arbeit gegen das soziale Elend und die moralischen Folgen des Krieges gelangte Metzger aufgrund der eigenen Erfahrungen und der seiner Mitstreiter zu dem Ergebnis, dass der Krieg selbst bekämpft werden müsse. Im Volksheil-Verlag publizierte er seit 1916 mehrere Broschüren gegen den Krieg.


Anfangs kritisierte Metzger Unmoral und mangelnden Glauben. Angesichts des Heldenopfergeistes der Armee müsse in der Heimat ein neues Vaterland begründet werden, in dem gesunde Volkskraft, vollkommene Nüchternheit, tiefe Sittlichkeit und heilige Gottesliebe eine gottgesegnete glückliche Zukunft“ gewährleisteten (Der Feind, 33; vgl. auch: Der Weltkrieg).


Im Mai 1917 formulierte Metzger ein Friedensprogramm in zwölf visionären Punkten. Während der Druck des Programms in zwei deutschen katholischen Zeitschriften verboten wurde, konnte Metzger seine Ideen dem apostolischen Nuntius Eugenio Pacelli (1876–1958) vortragen und Papst Benedikt XV. zukommen lassen. Dieser nahm den Text, wie ein Brief an Metzger vom 27. Juni 1917 zeigt, wohlwollend auf. Sozialdemokraten gestanden dem Text trotz bestehender Differenzen seine Bedeutung im Kampf für den Frieden zu.


Fast zeitgleich mit der Publikation der zwölf Punkte beschlossen Metzger und der Gründer des "Weltbundes vom Weißen Kreuz", Wilhelm Impekoven (1879–1918), ihre missionarisch-diakonischen Bestrebungen unter dem Dach des Friedensgedankens zu vereinen.


Am 27. Mai 1917 wurde der auf den zwölf Punkten basierende und von Papst Benedikt XV. begrüßte "Weltfriedensbund vom Weißen Kreuz" (ab 1920: Weißes Kreuz. Katholische Innere Mission) gegründet. Metzger betonte, dass Frieden etwas anderes sei als die Abwesenheit von Krieg, und dass dauerhafter Friede auf Gerechtigkeit für alle Völker beruhe (Waffenstillstand oder Völkerfriede). Auf öffentliche Resonanz stieß die Gründung in der Kriegszeit jedoch nicht.


Sozialrevolutionäre Töne schlug Metzger in der Schrift „Klassenkampf und Völkerfriede!“ an. Er verglich die Gegenwart mit der Zeit der Französischen Revolution und prognostizierte eine zukünftige Revolution der Elenden und Besitzlosen gegen die Besitzenden, in deren Folge ein gerechter, demokratischer und friedliebender Staat entstehe.


Quelle / Titel


  • Rassenhaß oder Völkerfriede? Ein Aufruf an Europas Völker (Zeit- und Streitschriften. 16). Graz 1917 = Friede auf Erden. Graz 1918, S. 35–58, 54–56