Anklage und Hinrichtung


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Im Mai 1945 beteiligte sich Lohmeyer an der friedlichen Übergabe der Stadt Greifswald an die „Rote Armee“. Obwohl er von der Sowjetischen Militäradministration als Interimsrektor der Greifswalder Universität eingesetzt worden war, kam es im Herbst 1945 zu Differenzen zwischen Lohmeyer und der Schweriner Provinzialregierung.


Grund war die Entlassung von Universitätsmitgliedern nach der Entnazifizierung. Lohmeyer befürchtete eine Lahmlegung vor allem des medizinischen Universitätsbetriebs, dessen Aufrechterhaltung für die Greifswalder Bevölkerung von vitalem Interesse war.


Als evangelischer Theologe, der zudem bereits Ende Juni 1945 der „Demokratischen Partei“, die im September in der „Ost-CDU“aufging, beigetreten war, wurde Lohmeyer den örtlichen KPD-Vertretern mehr und mehr zu einem parteipolitischen Dorn im Auge.


Nachdem Gerüchte über Lohmeyers militärische Tätigkeit in Polen sowie im Kubangebiet geschickt in Umlauf gebracht worden waren, wurde dieser in der Nacht vor der feierlichen Universitätswiedereröffnung am 15. Februar 1946 von der sowjetischen Geheimpolizei (NKWD) in seiner Greifswalder Wohnung verhaftet.


Nach monatelanger Haft wurde Lohmeyer in einem nicht öffentlichen Prozess am 28. August 1946 von einem sowjetischen Militärtribunal zum Tode durch Erschießen verurteilt. Das Urteil wurde am 19. September 1946 heimlich in den nahe bei Greifswald liegenden Wäldern vollstreckt. Die Familie erfuhr von Lohmeyers Tod offiziell erst 1958.


Ernst Lohmeyer ist durch die russische Militäroberstaatsanwaltschaft 1996 offiziell rehabilitiert und als unschuldiges Opfer politischer Repression anerkannt worden. Das Todesurteil wurde formell aufgehoben. Lohmeyers Begräbnisort blieb bis heute unbekannt.


Quelle / Titel


  • © Foto: Irmfried Garbe, Dersekow/Greifswald