Bedeutung des christlichen Glaubens


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Für alle Kreisauer, von denen keiner völkisch oder sozialdarwinistisch gedacht hatte, von denen keiner 1933 das NS-System begrüßt hatte, waren christlicher Glaube und die ihm korrespondierende Personal- und Sozialethik ein notwendiges Fundament für die Gesundung des deutschen Geistes.


Und für alle Kreisauer waren die gesellschaftlichen und politischen Ziele des freiheitlichen Sozialismus im Sinne eines „Dritten Weges“ zwischen den Extremen des diktatorischen Staatssozialismus und des anarchischen Privatkapitalismus, wie sie vor allem der Sozialtheologe Alfred Delp vertrat, eine aus anthropologischer und ethischer Reflexion und aus der geschichtlichen Erfahrung heraus sich ergebende ordnungspolitische Konsequenz.


In sich selbst waren die Kreisauer auch eine ökumenisch bestimmte Gruppe. Moltke führte rund 25 Gespräche mit dem katholischen Berliner Bischof Konrad Preysing und ermunterte ihn, in seinen Hirtenbriefen noch deutlicher zu reden. Er informierte die süddeutschen Bischöfe Konrad Gröber, Michael von Faulhaber und Johannes Baptista Sproll über die Kreisauer konspirative Arbeit und holte ihren Rat ein. Auch mit dem württembergischen Landesbischof Theophil Wurm fanden unter Vermittlung von Eugen Gerstenmaier mehrere Gespräche statt.


Der Widerstand ist immer mehr gewesen als eine pragmatisch-politische Aktionsgemeinschaft. Bei den Kreisauern finden wir eine tiefe und reflektierte geistige Gemeinsamkeit aus jüdisch-christlicher Tradition, die keinen engen Konfessionalismus mehr ertrug und im Sinne der aufgeklärten Philosophie des europäischen Humanismus auf wertgebundener Toleranz beruhte.


Eine besondere Freundschaft verband Moltke mit dem gleichaltrigen Jesuiten Alfred Delp, mit dem er besonders über die katholische Soziallehre diskutierte. Moltkes Hinwendung zum naturrechtlichen Denken verdankte sich neben seiner Schätzung der angelsächsischen Tradition dem Dialog mit seinen katholischen Freunden im Kreisauer Kreis.


Quelle / Titel


  • © Archiv der Deutschen Provinz SJ, Abt. 47 - 23 D, Nr. 55

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