... die Steine schreien – das Novemberpogrom


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Elisabeth Schmitz schrieb nach dem Novemberpogrom drei Briefe an Helmut Gollwitzer. Sie berichtete ihm von Übergriffen in Berlin und im gesamten Reichsgebiet, zu denen sie mündliche und schriftliche Informationen gesammelt hatte. Die Bekennende Kirche, so appellierte sie an Gollwitzer, dürfe am Buß- und Bettag zu den jüngsten Verbrechen nicht schweigen.


Gollwitzer war denn einer der wenigen Pfarrer, die am 16. November 1938 in ihrer Bußtagspredigt auf die Ereignisse eingingen. Nachdem Elisabeth Schmitz Gollwitzers Predigt in Dahlem gehört hatte, dankte sie ihm in einem Brief dafür. Von ihrer Kirche aber forderte sie, alle Opfer des Novemberpogroms in ihre Fürbitte einzubeziehen sowie ein persönliches Schreiben an die jüdische Gemeinde zu richten – beides geschah nicht.


Für die Zukunft befürchtete Schmitz das Schlimmste: Der Vernichtung des Eigentums werde die Vernichtung der Menschen folgen. Und niemand wird behaupten wollen, daß diese Befehle nicht ebenso prompt, ebenso gewissenlos und stur, ebenso böse und sadistisch ausgeführt würden wie die jetzigen, schrieb sie klarsichtig. Und auch das Christentum sah sie in Gefahr: Ich bin überzeugt, daß – sollte es dahin kommen – mit dem letzten Juden auch das Christentum aus Deutschland verschwindet.


Durch ein Netzwerk von Freunden und Bekannten war Schmitz über die Vorgänge in Berlin und dem Deutschen Reich gut informiert und sie deutete diese Informationen mit großer Klarheit und Weitsicht. Für sich selbst zog sie daraus die Konsequenz, dass sie diesem Unrechtsstaat keinen Tag länger mehr als Beamtin dienen konnte.


Quelle / Titel


  • © Evangelisches Zentralarchiv in Berlin, Best. 686 Nr. 8426

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