Christliche Totenehrung des 20. Juli 1944


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Das frühe Widerstandsgedenken war oft als christliche Totenehrung gestaltet. Bei dem hier wiedergegebenen Blatt handelt es sich um einen 1947 versandten Rundbrief des „Hilfswerks 20. Juli 1944“, eines Opferverbands, der sich v. a. zur Fürsorge an Angehörigen und Hinterbliebenen des politischen Widerstands gebildet hatte.


Die Liste der Männer und Frauen, die nach dem gescheiterten Umsturzversuch getötet worden waren, ist als Ehrentafel gestaltet und in einen ausgesprochen christlichen Deutungsrahmen eingebettet. Gleichwohl sind unter den rund 150 Namen nur drei Geistliche: die Protestanten Dietrich Bonhoeffer und Friedrich Justus Perels sowie der katholische Jesuitenpater Alfred Delp. Der Rundbrief dokumentiert also, daß man außerhalb der Kirchen das Opfer der Widerstandskämpfer durchaus in christlichen Kategorien würdigen wollte.


Nicht alle Angehörigen des Widerstands waren mit dieser Form der Totenehrung einverstanden. So schrieb am 3. Juni 1947 Eberhard Bethge an den Initiator der Liste, Carl-Hans Graf von Hardenberg:


Zur Form der ersten Seite hätte ich persönlich gewünscht, den Begrifff ,Heldentod‘ noch nicht zu verwenden, da er noch zu frisch belastet ist. Im Verein mit dem Satz: ,Für der deutschen Waffen Reinheit und Ehre‘ klingt mir die Formulierung zu absichtsvoll; ich glaube immer, daß die einfachsten Worte die angemessenste und größte Ehrung unserer Toten sind. Die mir nahestehenden Männer unter den in der Aufstellung genannten waren zunächst Vertreter des deutschen Bürgertums und suchten seine Schuld zu sühnen und zu wenden. Menschlichkeit und Weltbürgertum lagen ihnen wahrscheinlich näher als die Reinheit und Ehre der deutschen Waffen (Berlin SB PK, Nachl. 299, Materialsammlung 20. Juli 1944).


Quelle / Titel


  • © Staatsbibliothek Berlin/Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabt., Nachl. 299/Bethge, o. Nr. (Materialsammlung 20. Juli 1944)

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