Wirkung des Nationalkomitees


  • 1tes Bild zum Dokument
    Bildlupe

Das NKFD sollte durch von sowjetischer Seite erlaubter Propaganda den Widerstand von Deutschen gegen das NS-Regime fördern und Regimegegner ganz unterschiedlicher Herkunft und politischer Ausrichtung ansprechen. Sein Organ war die Wochenzeitung „Freies Deutschland“, in deren ersten Ausgabe vom 19. Juli 1943 das „Manifest an die Wehrmacht und das deutsche Volk“ veröffentlicht wurde. Darin wurden die zentralen Ziele des NKFD benannt: Für Volk und Vaterland! Gegen Hitler und seinen Krieg! Für sofortigen Frieden! Für die Rettung des deutschen Volkes! Für ein freies unabhängiges Deutschland!


Über den in ganz Deutschland hörbaren Radiosender „Freies Deutschland“, dessen Redaktionskollegium auch Klein angehörte, forderte das NKFD die Bevölkerung im Deutschen Reich zum Sturz des NS-Regimes auf.


An der Front rief das Komitee in Lautsprecherdurchsagen, abgeworfenen Flugblättern und Funksprüchen die Wehrmachtsoldaten zum Überlaufen auf. Auch unter den Frontbevollmächtigten befanden sich Pfarrer, u.a. Matthäus Klein bei der 1. Belorussischen Front sowie Lothar Lösche, der am 27. Januar 1945 als Frontbeauftragter zu der sowjetischen Division gehörte, die das Vernichtungslager Auschwitz befreite.


Die Propaganda des NKFD fand trotz des Appells an einen deutschen Patriotismus bei den deutschen Truppen und auch unter den deutschen Gefangenen nur geringe Resonanz. Ein Teil der Soldaten sah in den Forderungen zum Rückzug und Umsturz „Verrat“, andere fühlten sich trotz wachsender innerer Vorbehalte an ihren Eid auf Hitler gebunden.


Das NS-Regime und die Wehrmachtsführung reagierten nervös auf die Gründung und das Wirken des NKFD und des BDO. Das Oberkommando der Wehrmacht warf den „Bolschewisten“ Fälschung vor und behauptete gegenüber dem Offizierskorps, dass angebliche Mitglieder des Komitees in Wahrheit tot seien, darunter auch der katholische Wehrmachtspfarrer Josef Kayser.


Bis Mitte Oktober 1944 versuchte man die Wahrheit über das NKFD vor der Zivilbevölkerung im Reich geheim zu halten. General Walther von Seydlitz, Präsident des BDO, wurde am 16. April 1944 in Abwesenheit wegen Kriegsverrats zum Tode verurteilt und sein Vermögen eingezogen. Ab Spätsommer 1944 wurden Angehörige von Mitgliedern des NKFD und des BDO in „Sippenhaft“ genommen. In der offiziellen Propaganda wurde nun eine direkte Verbindung zwischen dem NKFD und den Männern des 20. Julis behauptet.


Quelle / Titel


  • © Christiane Godt-Schröder