Das Nationalkomitee „Freies Deutschland“


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In Krasnogorsk bei Moskau befand sich das Lager 27 für deutsche Kriegsgefangene. Ihm zugeordnet war ein kleines Sonderlager unter der Kontrolle des sowjetischen Militärgeheimdienstes GRU. In diesem Sonderlager Lunjowo wurde auf Initiative der sowjetischen Führung am 13. Juli 1943 die Sammlungsbewegung Nationalkomitee „Freies Deutschland“ (NKFD) gegründet.


Zu den 38 Gründungsmitgliedern des Komitees gehörten neben führenden Vertretern der deutschen kommunistischen Emigranten in Moskau deutsche Kriegsgefangene aus mehreren Mannschafts- und Offizierslagern, unter ihnen auch der evangelische Pfarrer Matthäus Klein und der katholische Theologiestudent Jakob Eschborn.


Klein erklärte auf der Tagung: Ich richte in dieser Stunde meinen eindringlichen Appell an Sie alle im Namen der Evangelischen Kirche Deutschlands: Gebt Eurem Haß und Eurer gerechten Empörung freien Lauf, dass ein Sturm der Leidenschaft Euch entzünde und Euch zur mutigen Tat reiße gegen den Feind aller Menschen. Hitler und seinem System den Stoß zu versetzen, soll uns höchste Genugtuung, das freie und unabhängige Deutschland zu schaffen, uns höchste Ehre sein (Drobisch, S. 122).


Vor den Ereignissen in Stalingrad betrieben deutsche Emigranten ohne großen Erfolg politische Propaganda unter den deutschen Kriegsgefangenen. Die militärische Katastrophe an der Wolga löste jedoch bei vielen deutschen Kriegsgefangenen einen Stimmungsumschwung aus: Sie fühlten sich von Hitler betrogen. Dies machte einige von ihnen empfänglich für die Anliegen des NKFD. Sie hofften, durch eigenes Zutun das Schlimmste vom deutschen Volk noch abwenden zu können. Manche deutsche Kriegsgefangene traten dem NKFD aus Überzeugung bei, andere verbanden mit einer Mitgliedschaft die Hoffnung, ihre eigene Situation zu verbessern. Vermutlich überlagerten sich auch die Motive.


Maßgeblichen Einfluss im NKFD hatten führende kommunistische Emigranten wie Wilhelm Pieck oder Walter Ulbricht. Sie machten das NKFD zunehmend zu einem Sprachrohr sowjetischer Politik.Einige Monate nach der Gründung des Komitees in der Sowjetunion wurden in besetzten Gebieten, aber auch im neutralen Schweden und der Schweiz einzelne kleinere Gruppen gebildet, so z. B. die „Bewegung Freies Deutschland für den Westen“ in Frankreich und den Beneluxländern.


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