Entlassung aus politischen Gründen


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Ina Gschlössl schwieg angesichts antisemitischer NS-Propaganda auch im Religionsunterricht nicht. Nachdem sie auf die Denunziation einer Schülerin hin vor einer ganzen Klasse verhört worden war, wurde sie vom Oberbürgermeister am 1. August 1933 aus dem städtischen Dienst entlassen. Der zuständige Superintendent Klingenburg informierte die Kirchenleitung am 15. September 1933 über diesen Vorgang und wurde von dieser aufgefordert, nähere Erkundigungen einzuziehen.


Am 8. November 1933 teilte der Oberbürgermeister Superintendent Klingenburg die Gründe für die Entlassung mit: Gschlössl habe am 3. Juli 1933 in einer Religionsstunde ungeziemende Bemerkungen über den Herrn Reichskanzler und andere Staatsmänner gemacht und sich über die Judenfrage in einer Art und Weise ausgelassen, die jedes Verständnis für den nationalen Standpunkt vermissen lässt.


Zwar hätte Gschlössl als Gemeindevikarin zurückkehren können, doch war ihr dieser Weg versperrt, weil das Kölner Presbyterium von nazifreundlichen Deutschen Christen dominiert wurde. Sie unterrichtete und betreute stattdessen gegen Kost und Logis das behinderte Kind eines jüdischen Ärzte-Ehepaares und sicherte so ihren bescheidenen Lebensunterhalt.


Quelle / Titel


  • 1: © Sammlung Joachim Schmidt, Troisdorf; 2 + 3: © Landeskirchliches Archiv Düsseldorf, Bestand Evangelisches Konsistorium der Rheinprovinz B VIIa 32