Niemöller und die Bundesrepublik Deutschland


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Kaum ein evangelischer Pfarrer änderte seine Überzeugungen nach Kriegsende so radikal wie Martin Niemöller. Der begeisterte Marineoffizier wurde zum Pazifisten. Der Abkömmling einer antisemitischen Tradition wandelte sich zum Gegner jeder Form des Rassismus. Der kaisertreue Monarchist verstand sich an seinem Lebensende schließlich als Revolutionär.


Gleich blieb aber die Kompromisslosigkeit, mit der er seine Ansichten vertrat. Die Gründung der Bundesrepublik lehnte er ab, da sie für ihn die deutsche Teilung besiegelte. Dem neuen westdeutschen Staat warf er schäbigsten Materialismus vor. Vehement sprach er sich gegen die Wiederbewaffnung und die Stationierung von Atomwaffen aus. Er war Teilnehmer am ersten Ostermarsch 1958 in England und wurde in der deutschen Friedensbewegung aktiv.


Bei seinen zahlreichen Auslandsreisen besuchte er während des Kalten Krieges mehrfach kommunistische Länder. Sein Verhalten war stets polarisierend und brachte ihm unter Politikern, Theologen und in der Bevölkerung viele Gegner ein. Er selbst sah sich dabei stets von der Frage geleitet: Was würde Jesus dazu sagen? Kurz vor seinem Tod im Alter von 92 Jahren am 6. März 1984 in Wiesbaden bemerkte er dazu, wer diese Frage für sich beantworte und sich danach richte, sei keinem genehm.


Quelle / Titel


  • © Institut für Stadtgeschichte Frankfurt/Main, Best. Zeitbilder, S7Z1964, Signatur 43