Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen!


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Für die Nationalsozialisten galt Martin Niemöller zunehmend als Staatsfeind. Im Januar 1934 wagte er es, Hitler bei einem Empfang von Kirchenvertretern zu widersprechen. Er sagte ihm ins Gesicht, dass sich die Kirche die Verantwortung für das deutsche Volk nicht abnehmen lassen könne. 1935 wandte er sich in seinen Predigten gegen jede Art der Verfolgung, auch von Juden. Wenn der Staat befehle, etwas Böses zu tun, müssten die Christen Gott mehr gehorchen als den Menschen.


1936 gehörte er zu den Unterzeichnern der Denkschrift der Vorläufigen Kirchenleitung an Hitler, des mutigsten Protestes eines kirchlichen Leitungsgremiums im Nationalsozialismus überhaupt. Während der Olympischen Spiele initiierte er gemeinsam mit anderen Bekenntnispfarrern Protestveranstaltungen zur Lage der evangelischen Kirche. Er nahm ökumenische Kontakte ins Ausland auf und verlas seit Frühjahr 1937 im Gottesdienst die Namen von verhafteten Mitgliedern der Bekennenden Kirche.


Nach der regimekritischen päpstlichen Enzyklika „Mit brennender Sorge“ bekannte er sich zur Solidarität mit den verfolgten Katholiken. Im Sommer 1937 verlas er eine Erklärung gegen die staatlich angeordneten Kirchenwahlen und empörte sich über Gestapo-Spitzel in einem Abendmahlsgottesdienst.


Am 27. Juni 1937 predigte er zum letzten Mal in Berlin-Dahlem. Dabei prangerte er die jüngst über die Bekennende Kirche hereingebrochene Verhaftungswelle an und verkündete, die Kirche werde auf menschliche Anordnung hin nicht verschweigen, was Gott zu sagen befohlen habe: Denn es bleibt und wird dabei bleiben, solange die Welt steht: ‚Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen‘! Kurz darauf wurde er von der Gestapo verhaftet.


Quelle / Titel


  • © Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte München, KK B 650:22

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