Die Machtzentren des Nationalsozialismus


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Die NSDAP war aus der Ablehnung des demokratischen und parlamentarischen Parteienwesens der Weimarer Republik entstanden. Nach ihrem Selbstverständnis stellte sie keine politische „Partei“ dar, sondern vielmehr eine im Volk begründete „Bewegung“.


Die NSDAP war so breit angelegt, dass möglichst alle Bereiche des Volks- und Staatslebens von ihr erfasst und im Geiste der nationalsozialistischen Weltanschauung geprägt wurden. Die „Gesamtbewegung“ des Nationalsozialismus war in die „Politische Organisation“ (P.O.), die Gliederungen und die angeschlossenen Verbände sowie die betreuten Organisationen unterteilt. Der hohe und breite Organisationsgrad der Partei zielte auf eine totale Kontrolle der deutschen Bevölkerung.


Die NSDAP war ein zutiefst heterogenes Gebilde, das beständig in einem Spannungsfeld zwischen Partei und Regierung, zwischen reichsweiter Präsentation und lokaler Präsenz des NS-Machtanspruchs, zwischen den Verwaltungsaufgaben einer Massenpartei und dem revolutionären Anspruch einer Volksbewegung hin- und herschwankte.


Vonseiten der NS-Machthaber wirkte man dem durch die Herausbildung eines machtbezogenen Doppelzentrums entgegen: Obwohl sich das staatliche Machtzentrum mit der Regierungsübernahme im Januar 1933 nach Berlin verlagert hatte, blieb die Reichsleitung der NSDAP mit der Parteizentrale im „Braunen Haus“ und weiteren wichtigen Ämtern in München. München blieb auf diese Weise das Gegenstück zum Regierungssitz Berlin.


Insgesamt folgte die Ortswahl bei der Ansiedlung einzelner Ämter indes keiner übergreifenden Systematik, sondern war häufig dem Einfluss des jeweiligen Amtsinhabers geschuldet. Die abstrahierende Terminologie, in der analog zur „Reichsregierung“ auf der Parteiebene von der „Reichsleitung“ gesprochen wurde, war bewusst gewählt, um nach Außen eine Einheit zu suggerieren, die im Innern der Partei nicht gegeben war. Es steht außer Frage, dass insbesondere dem „Führerprinzip“ hier eine kompensatorische Funktion zufiel.


Nimmt man die mit einem starken politischen Eigenleben ausgestatteten Regierungsstellen und Ministerien hinzu, wird die heterogene Struktur „des“ NS-Herrschaftsapparates erkennbar. Für die Entwicklung einzelner politischer Bereiche, wie etwa die Religions- und Kirchenpolitik, bedeutete das, dass sie häufig nicht nur einer strategischen Vorgabe, sondern einem unübersichtlichen Geflecht disparater Interessen und sich widersprechender Einflüsse geschuldet war.


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