Starprofessor der Dialektischen Theologie


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Der „Römerbrief“ katapultierte Barth an die Spitze der deutschsprachigen Theologie. Für einen 1930 erschienenen Bildband („Menschen der Zeit“) war er sogar als eine der 100 bedeutendsten Persönlichkeiten der Weimarer Republik ausgewählt. Was faszinierte die Zeitgenossen an diesem Bibelkommentar und ihrem Autor?


Eine erste Fassung seines Kommentars hatte Barth noch in Safenwil geschrieben und 1919 veröffentlicht. Schon auf der ersten Seite erhob er den Anspruch, damit durch das Historische hindurch zu sehen in den Geist der Bibel, der der ewige Geist ist. Paulus verkündige im Brief an die Römer nicht eine Wahrheit, sondern die Wahrheit. Barth ging es um das revolutionäre, existenzverändernde Einbrechen dieser Wahrheit Gottes aus dem Jenseits in unser Diesseits.


Eine völlige Neubearbeitung des „Römerbriefes“ (1922) und der in der Zwischenzeit gehaltene Tambacher Vortrag „Der Christ in der Gesellschaft“ (1920) radikalisierten den Ansatz noch: Gott ist im Himmel und du auf Erden. Barth betonte die größte Distanz Gottes, des vollkommen Anderen, der sozusagen senkrecht von oben ins Menschliche durchbreche.


Das war eine Absage an jeden Versuch, Aussagen über Gott in der Kultur zu lokalisieren, eine Absage an die „Liberale Theologie“. Nur durch dialektische Aussagen zwischen Oben und Unten, Gott und Welt, konnte Barth ein Reden über Gott akzeptieren. Daher sprach man bald von „Dialektischer Theologie“.


„Römerbrief“ und „Tambacher Vortrag“ machten den „Schweizer Dorfpfarrer“ bald zu einem der prominentesten Theologen seiner Zeit. 1921 erhielt Barth eine Honorarprofessur in Göttingen, 1925 eine Professur in Münster, 1930 in Bonn.


Dort begann er die Arbeit an seiner „Kirchlichen Dogmatik“, die er über drei Jahrzehnte weiterführte, aber nie abschloss. Seine Zeitschrift „Zwischen den Zeiten“ wurde zum Publikationsorgan der neuen Richtung. Die Absolutheit von Gottes Anspruch auf die christliche Existenz wurde zentral für Barths spätere Widerstandsauffassung.


Quelle / Titel


  • Karl Barth: Der Römerbrief. München 3. Aufl. 1923 / Privatbesitz / © Foto: Tim Lorentzen