KZ-Haft und Ermordung


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Im KZ Buchenwald wurde Gauger einer Strafkompanie zugeteilt, die unter härtesten Bedingungen in einem Steinbruch arbeiten musste. Gaugers Mithäftling Alfred Leikam (1915–1992) berichtete nach dem Krieg von Gaugers Zweifeln an der Gerechtigkeit Gottes und der Verzweiflung über die Haltung der meisten Christen gegenüber dem Regime.


Am 14. Juli 1941 wurde Gauger mit rund neunzig weiteren Häftlingen aus Buchenwald in die frühere Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein verbracht. Sonnenstein diente seit 1940 als eine der berüchtigten NS-Tötungsanstalten der Vernichtung von sogenanntem „lebensunwertem Leben“. 14.000 kranke oder behinderte Menschen wurden hier seit 1940 ermordet.


Im Sommer 1941 wurden die Tötungen ausgeweitet. Als „Invalidentransport“ getarnt (Aktion „14f13“) wurden mehr als Tausend vorwiegend jüdische Häftlinge aus Konzentrationslagern nach Sonnenstein gebracht, um sie dort zu vergasen. Martin Gauger war unter ihnen. Er starb am 15. Juli 1941 in der Gaskammer. Der Lagerarzt von Buchenwald teilte der Familie eine Woche später, am 23. Juli, eine erfundene Krankheitsgeschichte mit. Auf dem Totenschein stand Herzschlag.


Martin Gaugers Urne wurde am 11. August 1941 im Grab seines Vaters beigesetzt. Die Traueransprache seines Bruders Joachim handelte von der christlichen Hoffnung auf Gerechtigkeit in einem neuen Himmel und einer neuen Erde (2. Petr 3,13).


Wie hatte sich die Kirche in diesem Fall verhalten? Gaugers pazifistische Grundhaltung und die Entscheidung, keinen Wehrdienst zu leisten, war bei den Führern des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (Lutherrat) bereits auf Unverständnis gestoßen. Gemäß der protestantischen Überzeugung hatte der Christ Wehrdienst zu leisten. Daher war er am 4. Juni 1940 auch aus dem Dienst der bayerischen Landeskirche entlassen worden.


Für die Behauptung, dass man bei Gauger mit geistiger Verwirrung argumentiert habe (K. Meier, Kirchenkampf 3, 573), gibt es jedoch keinen Beleg. Die Bitte der Familie Gauger vom Juni 1941 an die Bischöfe Theophil Wurm und Hans Meiser, zumindest für einen Strafprozess gegen Gauger einzutreten, lehnten diese ab. Martin Gaugers Name erschien auch auf keiner Fürbittenliste der Bekennenden Kirche.


Quelle / Titel


  • © Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein

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