In den Fußstapfen des Vaters: Politischer Redakteur


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Gotthard Martin Gauger wurde am 4. August 1905 als fünftes Kind des Ehepaares Joseph (1866–1939) und Emeline Gauger (1877–1964) in Elberfeld geboren. Sein Vater war vom württembergischen Kirchendienst 1898 als Inspektor zur „Evangelischen Gesellschaft“ in Elberfeld übergewechselt, 1907 wurde er ihr Direktor.


Als Zeitschriftenredakteur (v. a. „Licht und Leben“, „Gotthardbriefe“ seit 1922) und theologischer Verleger bekämpfte Joseph Gauger den kirchlichen Liberalismus, später die Deutschen Christen, von einem strikt konservativen politischen Standpunkt aus. 1934 wurde er kurzfristig wegen seiner öffentlichen Ablehnung der Vereinigung der Ämter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten inhaftiert, „Licht und Leben“ wurde befristet verboten. 1938 wurde die Zeitschrift aus politischen Gründen eingestellt.


Sein Sohn Martin Gauger studierte seit 1924 in Tübingen, Kiel (1925), London (1928), Berlin und Breslau Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. An das Examen als Diplom-Volkswirt (1927) schloss sich 1930 das erste juristische Examen an.


Als Rechtsreferendar bzw. Assessor trat er als Redakteur in die Fußstapfen seines Vaters. Der schon als Schüler politisch Interessierte betreute in den rechtskonservativen, antisemitischen „Gotthard-Briefen“ von März 1930 bis Anfang 1933 die „Geschichtlich-politische Monatsübersicht“, seit 1931 kamen Kommentare zur deutschen Innenpolitik hinzu, 1933 auch zur Wirtschaftspolitik.


Im September 1930 charakterisierte Gauger, der sich seit Studententagen vom Rechtskonservatismus entfernt hatte, in einem Überblick über die deutsche Parteienlandschaft seit 1919 die SPD als die größte konservative Macht in Deutschland, denn keine Partei sei schwerfälliger als sie. Zugleich sei sie von ihren revolutionären Idealen zu gedeihlichen und bekömmlichen Realitäten übergegangen. Der DNVP attestierte er, sich tatsächlich in alle ihre einzelnen Bestandteile aufgelöst zu haben.


Anhangsweise äußerte er sich auch zur NSDAP: Begeisterung ist da, aber auch empfindlicher Mangel an Geist; Mut ist da, aber keine Taten, es wären denn Gewalttaten; Massen sind da, aber keine Köpfe. Ziele sind nur in Unklarheit vorhanden [...], ein Antisemitismus ohne Form und Maß [...], ein hemmungsloser Kampf gegen die Persönlichkeiten politischer Gegner [...], gewünscht wird eine Diktatur, aber vorhanden ist kein Diktator. Kurzum, der Nationalsozialismus ist nur der Aufschrei einer verzweifelten Jugend. [...] Wird der Nationalsozialismus jemals mehr werden als ein Menetekel? [Parteiensystem, 170, 174, 177].


Quelle / Titel


  • © Familienarchiv Gauger/Abdruck in: Böhm, Boris: „Die Entscheidung konnte mir niemand abnehmen ...“. Dresden 1997, S. 17

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