Ökumene und Pazifismus


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Früh war Bonhoeffer an der internationalen Verständigung der christlichen Konfessionen interessiert. Seit 1931 war er für den „Weltbund für internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen“ in zentralen Ehrenämtern tätig. In der Ökumene war er ein geachteter Mitarbeiter.


Als Jugendsekretär des „Weltbundes“ leitete er im August 1934 auf der dänischen Nordseeinsel Fanø die Tagung der Jugendkonferenz. Er wollte erreichen, dass während der Tagung nicht mit Vertretern der Reichskirchenregierung zusammengearbeitet wurde. Denn er war der Auffassung, dass die Bekennende Kirche die einzig rechtmäßige Vertretung des deutschen Protestantismus sei.


Das stellte sich aber als problematisch heraus. Der „Weltbund“ konnte nur seine Mitgliedskirchen einladen; eine Anerkennung der Bekennenden Kirche als legale Körperschaft sah die Ökumene nicht vor. Es gelang aber, einzelne Vertreter der Bekennenden Kirche nach Fanø einzuladen. Immer wieder kam es während der neun Tage zu Zusammenstößen mit Delegierten der Reichskirche, allen voran mit ihrem Auslandsbischof Theodor Heckel.


Besonderen Anstoß erregte Bonhoeffers „Friedensrede“ am 28. August 1934, die er als Teil einer Morgenandacht vor allen Konferenzteilnehmern hielt: Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit, sagte er. Denn Friede muß gewagt werden, ist das eine große Wagnis, und läßt sich nie und nimmer sichern. Friede ist das Gegenteil von Sicherung. Sicherheiten fordern heißt Mißtrauen haben, und dieses Mißtrauen gebiert wiederum Krieg.


Bonhoeffer versuchte in den folgenden Jahren immer wieder, die Ökumene zur vollwertigen Anerkennung der Bekennenden Kirche zu bewegen. Dabei waren Bischof George Bell von Chichester, den er im Londoner Pfarramt kennengelernt hatte, und später der designierte Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen Willem Visser’t Hooft seine wichtigsten Vertrauten. Doch erst nach Kriegsende nahm die Ökumene diplomatische Beziehungen zur neu entstandenen Evangelischen Kirche in Deutschland auf („Stuttgarter Schulderklärung“).


Quelle / Titel


  • © bpk/Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, Handschriftenabt., Nachlass 299/Bonhoeffer, A 40, 5 (1)

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